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Sodann besprach der Redner alle Eigenschaften des Glases, dessen Widerstandskraft egen
das Zerdrßcken und Zerreissen, den Glanz, die Farben in Folge von Rellexion, Di sion
und theilweiser Absorbirung der auffallenden Lichtstrahlen, die Fluorescenz bei den soge-
nannten Uranglasern u. s. w. Hieran schloss sich die Betrachtung der chemischen Eigen-
schaften des Glases als eines Silieates, sein Verhalten gegen Erwärmung bezüglich der
Schmelzbarkeit und Bildsarnkeit für Formgebung, dann die Erscheinung des sogenannten
Entglasens, d. h. der Einbusse an Durchsichtigkeit in Folge natürlicher oder künstlicher
Einflüsse u. s. f. Die kritischen Erörterungen des Vortragenden gewannen noch beson-
dere Klarheit und besonderes Interesse durch mehrere sehr gelungene Experimente und
den steten Hinweis auf die praktische Verwerthung der neuesten wissenschaftlichen For-
schungen, beispielsweise in der Photographie, bei der Herstellung künstlicher Edelsteine
und bei der Fabrication der Tafelglaser. Lauter Beifall lohnte den Vortragenden von
Seite der Zuhörer, welche sich auch diesmal, wie immer zu den technischen Vorlesungen
des Herrn Prof. Bauer, sehr zahlreich eingefunden hatten.
Litaraturhoricht.
David d'Angers, sa vie, ses oeuvres, ses ecrits et ses contemporains
par H. Jouin. Paris, E. Plon. z Bde. 600 und 582 Seiten 8" mit
Illustrationen.
Die Franzosen betrachten den Bildhauer David d'Angers als jenen Künstler, der
tun meisten, speciell auf dem Gebiete der Plastik, dazu beigetragen habe, eine moderne
französische nationale Kunst zu schaffen. Wie immer man daher überDavid d'Angers denken
mag, das ist gewiss, dass er mächtig in die Bewegungen der Kunst Frankreichs ein-
gegriien hat, und dass seine Werke von dem Gedanken getragen sind, den Ruhm der Na-
tion, der er angehört, zu erhöhen. Das literarische Denkmal, welches ihm Herr Henri Jouin,
Secretär der Commission für die lnventarisirung der Kunstwerke Frankreichs gesetzt hat,
zeigt nur, wie sehr die Franzosen jene Künstler achatzen, welche ihre Kunst dem Genius
Frankreichs zur Verfügung stellen. Das glänzend ausgestattete Werk umfasst zwei Bande;
in dem ersten behandelt H. Jouin das Leben des Meisters und seine Zeitgenossen; in dem
zweiten Bande sind die Schriften des Künstlers vereinigt, und ein chronologisch geord-
neter Katalog der Werke. Ein sorgfaltig ausgearbeiteter Index erleichtert die Benutzung
des Werkes.
Es ist bekannt, dass David d'Angers mit Deutschland mannigfaltige Berührungs-
punkte gehabt hat, und insbesonders den Freunden Goethe's werden jene Partien, welche
sich mit dem Medaillon und der Büste Goethe's und den Wufzeichnungen des Bild-
hauers aus der Zeit seines Aufenthaltes in Weimar beschäftigen, interessant sein. - David
d'Angers gehort in die Reihe jener Künstler, die wie Delacroix, Ingres u. A. auch auf
literarischem Gebiete thatig waren, - mehr vielleicht als alle Andern, wenn wir etwa
einige Architekten ausnehmen. Seine Schriften behandeln das Gebiet der Sculptur; einige
wenige Blätter betrelfen Fragen der Architektur, der Malerei, der Musik und der Tanz-
kunst. Die Bildung des Künstlers war eine umfassende gewesen. Die Abhandlungen über
Sculptur betreffen die Aesthetik und Theorie der plastischen Künste, die Principien
der Composition, des Basreliefs, des Nackten, der Bekleidung u. s. f. Bei dem Umstande,
dass gegenwärtig sehr selten jene Fragen erörtert werden, welche sich auf die Grund-
principien der Theorie der plastischen Kunst beziehen, dürfte es angemessen sein, Künstler,
Aesthetiker und Kunstgelehrte auf diese Partien aufmerksam zu machen. Ein deutscher
Leser wird sich manchmal mit Geduld rüsten müssen, wenn er die weitlauiigen Erörte-
rungen im ersten Bande liest, - aber so viel ist gewiss, dass Niemand, der sich mit der
Geschichte der modernen französischen Kunst beschäftigt, das Werk Jouin's wird ignoriren
dürfen. Die Ausstattung ist eine glänzende. - David d'Angers, gestorben in Paris am
5. Janner 1856, war der Sohn eines Holzbildhauers in Angers, und wurde geboren am
H. März 1788. Aus seiner Hand sind lzoo Kunstwerke hervorgegangen.
L'art Russe, ses origines, ses elements constitutifs, son apogee, son
avenir par E. Viollet le Duc. Paris, 1877.
Die russische Kunst ist gegenwärtig dem kunstliebenden Publicum viel naher ge-
rückt, als es vor zwanzig Jahren der Fall war. Nicht blos durch Thon, Brosset, Grimm
und vor allem Sehnaase, welcher (lll. Bd. S. 342-375) der Kunst in Russland treE-
liche Worte widmet, sondern vorzugsweise durch die Weltausstellungen in London, Paris
und Wien ist das Verstandniss für die Eigenthümlichkeiten der Kunst in Russland für