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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 181)

Ueberhaupt ist es auffallend, dass die Kunstindustrie, die man doch 
heute allerorten als den ersten Anziehungspunkt einer jeden Ausstellung 
betrachtet, hier von Seite der Installation so höchst stiefmütterlich behan- 
delt worden, dass man - fast verstimmt wird. Was sie rettet und sie 
dennoch zur Geltung bringt, das ist einerseits die Güte der Gegenstände 
selber, andererseits jene specielle Abtheilung, welche vom Vereine für 
Kunstindustrie hervorgerufen und mit ordnendern Sinne geleitet und ein- 
gerichtet worden. Es ist die einzige Abtheilung, welche von obenher, von 
der Gallerie aus betrachtet, sich gut ansieht. 
Was diese Abtheilung enthält, sind vorzugsweise die Arbeiten fremder 
Länder oder wenigstens nicht Landesproducte. Sehr instructiv ist der 
Orient nach den verschiedenen Ländern und ihren verschiedenen Erzeug- 
nissen vertreten - eine hübsche Uebersicht, zu welcher das orientalische 
Museum in Wien das Material geliefert hat. Venedig hat dazu seine Gläser 
gesendet, vertreten durch Salviati mit den zierlichen Trinkgefäßen, durch 
Candiani mit den Nachbildungen antiker Gefäße und edleren Steinarten. 
Von Spanien selbst sind tauschirte Arbeiten gekommen, von Norwegen 
Holzschnitzereien; eine grössere Sendung scandinavischer Gegenstände, die 
bereits unterwegs war, mußte sogar abbestellt und zurückgesendet werden 
aus Mangel an Platz! War wirklich mit gutem Willen kein Platz mehr 
zu beschaffen? Man glaubt es kaum. Zu dieser Abtheilung sind auch die 
Adressen zur silbernen Hochzeit des Allerhöchsten Kaiserpaares gekommen, 
und endlich hat auch das österreichische Museum mit den Arbeiten seiner 
Ciselirschule einen Beitrag gestellt. Einzelne Wiener F abricanten schließen 
sich daran. 
Dass die Wiener Fabrication nicht so zahlreich und bedeutend ver- 
treten ist, als es vielleicht erwartet worden, davon liegt die Ursache in der 
gleichzeitigen Wiener Ausstellung, denn nicht Jedem ist es möglich, an 
zwei Orten zugleich so wahrhaft glänzend aufzutreten wie die Firma 
Philipp Haas u. Söhne in Wien und Graz. Aber viele andere und gute 
Namen stehen ihr zur Seite. Da ist auf dem gleichen Gebiete Carl Giani, 
in der Goldschmiedekunst C. Lustig, in Spitzen Arnold und Bollarth, in 
Glas J. u. L. Lobmeyr, desgleichen Reich u. Comp., im Porzellan Haas 
u. Czizek, Fischer von Herend, in geschmiedetem Eisen V. Gillar, in 
Möbeln lrrnler, Ludwig, Schmitt, Jaray 'und Andere. Wir nennen die 
Namen, enthalten uns aber hier, wo sie ja nicht mit der vollen Kraft er- 
schienen sind, einer Schilderung ihrer ohnehin meist wohlbekannten Leistun- 
gen. Zudem, wir gestehen es, sind wir nicht nach Graz gegangen, die 
Wiener zu sehen, sondern was Graz selber, was die Steiermark, was das 
österreichische Gebirge an Arbeiten der Kunstirrdustrie hervorbringt. Diesem 
galt und gilt unser erhöhtes Interesse. 
ln einem Punkte wären wir freilich enttäuscht worden, wenn wir viel 
erwartet hätten. Was nationale, landeseigenthümliche Hausarbeit betrii-Tt, 
wie sie sich anderswo, zumal in slavischen und nordischen Ländern noch
	        
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