richtsgebäude in der Hegelgasse ohne Erfolg angesucht worden. In allen
diesen Fällen war der Zusammenhang von Photographie und Kunstindustrie
im Auge behalten worden.
Was nun die Errichtung einer photographischen Abtheilnng am
k. k. Oesterr. Museum für Kunst und Industrie anbelangt, so wäre
dadurch eine wichtige Ergänzung nicht nur für die zeichnenden
Fächer gegeben, sondern auch eine weitere Fortführung der
keramischen und galvanoplastischen Abtheilung, sowie der
Holzschneideschule inaugurirt. Ferner würde dadurch die weitere
Entwickelung der Salzburger Schule gesichert sein.
Die Kosten der Einrichtung einer photographischen Versuchs- und
Lehranstalt in dem oben auseinandergesetzten Sinne, würden keine sehr
hohen sein, da schon einzelne größere Anschaffungen aus einer Dotation
des hohen Unterrichtsministeriums gemacht wurden, welche zur Erlangung
einzelner Inventarstücke für eine photographische Versuchsstation in muni-
ticenter Weise verliehen und mit denen auch eine Reihe von für die
Photographie wichtigen Untersuchungen vom Verfasser unternommen
wurden. soweit dies in mangelhaften Räumen, welche wochenlang
des nothwendigen Lichtes entbehren, möglich ist.-
Die hier niedergelegten Vorschläge zur Errichtung einer photogra-
phischen Lehr- und Versuchsanstalt in Verbindung mit den kunstgewerb-
lichen Schulen sind wohl realisirbar und es wäre ein sehr dankenswerthes
Unternehmen, wenn dieselben von Seite des k. k. Oesterr. Museums für
Kunst und Industrie aufgegriffen würden.
Wien, im Februar 1885. Prof. Dr. J. M. Eder.
Donnerstags-Vorlesungen im Museum.
Am H. März hielt Dr. Franz Studniczka einen Vortrag unter dem Titel: nAus
der Geschichte der griechischen Tracht: Der Zweck des Vortrags war, als Ergänzung
zu den landläufigen Darstellungen der griechischen Gewandung eine Uebersicht über die
Hauutphasen ihrer Entwickelung zu bieten, welche darum ein allgemeineres Interesse
erweckt, weil sich in der Tracht, als einer der spontansten Lebehsaußerungen, die ur-
sprüngliche Anlage des Volkes und die wichtigsten Strömungen seiner Culturgeschichte
einfach und klar abspiegeln. Ist ja doch die Geschichte der griechischen Kleidung von
demselben Gegensatz beherrscht, der auch auf allen anderen Gebieten entscheidend war:
dem Gegensatz des dorischen und ionischen Stammes. Die Hauptnachrichten darüber
bieten Herodot und Thukydides. Ersterer berichtet, dass in Folge eines Krieges mit
Aegina, der sich ungefähr um die Mitte des 6. Jahrh. vor Chr. ansetzen lasst, die Frauen
der Athenerdie ursprünglich allgemein hellenischen, zur Zeit des Historikers dorisch
genannten Schafwollkleider, welche_durch Heftnadeln um den Leib bcfesti t wurden,
abgelegt und den genähten ionischen Leinenchiton angenommen hätten, weh: ' letzterer
ursprünglich nicht griechisch, sondern karisch gewesen sei. Beide Theilc dieser Nachricht
sind durchaus glaubwürdig; denn die ndorische- Tracht ist sowohl dem Stoffe als auch
der primitiveren Art ihrer Befestigung nach die ausgesprochen alterthümlicliere, die
üonische- schon nach Ausweis des ursprünglich sie allein bezeichnenden Namens Chiton,
der fast in allen semitischen Dialecten in verschiedenen Formen den Leibrock, aber
auch Linnen (und Baumwolle) bedeutet, von Orientalen entlehnt.
Ergänzend tritt die zunächst auf die Männertracht bezügliche Thukydidesstellc
hinzu. Ueber die Kleidung der waffentragenden Urzeit, welche der ndorischenu Frauen-
tracht entsprochen haben mag, macht er keinerlei Angaben. Verdrängt ward sie, als