Beilage zu Nr. 100 dar_„littheiluugeu des k. k. Oeslerr. Museums".
Prof. Woltmann: Mit der Reproduction des l-Iolbeidschen Sebastian-
altares für mein Buch habe ich seiner Zeit die grössten Schwierigkeiten gehabt.
Es bedurfte einer directen Eingabe an den König, um zum Zwecke einer wis-
senschaftlichen Arbeit die Genehmigung zur Anfertigung einer photographischen
Originalaufnahme zu erlangen. Das gibt ein Bild von den Hemmnissen, die
an jener Stellenoch zu überwinden sind.
Custos Lippmann: Vor einer längeren Reihe von Jahren sind ja doch
Original-Photographien von Münchener Bildern erschienen. Wie hat man sich
das rnit dem Gehörten und mit den gegenwärtig bestehenden Schwierigkeiten
zusammen zu reimen?
Dr. Bayersdorfer: Piloty und Löhle haben ein Privilegium, und sie
haben eine Anzahl von Blättern durch Albert aufnehmen lassen. Aber seit
Antritt des gegenwärtigen Directors war es nicht mehr möglich, die Erlaubniss
zum Reproduciren zu erlangen und die früheren Aufnahmen sind jetzt unzu-
länglich. Der Director Foltz hat erklärt, so lange er lebt, solle nie dergleichen
geschehen. Unter solchen Umständen halte ich es für sehr vortheilhaft, wenn
man in dieser milden Form einen kleinen Stimulus gibt.
Geheirnerath Schöne: Ich möchte mir die Frage erlauben, ob eine solche
prinzipielle Verweigerung wirklich stattgefunden hat, ob man aus Princip die
Gewährung der Erlaubniss zum Reproduciren verweigert.
Regierungsrath Falke: Ich möchte mich gegen die vorgeschlagene Form
der Aufforderung aussprechen, weil ich eben weiss, dass das Ministerium speciell
den Wunsch hat, eine solche Publication zu machen, und ich glaube nicht,
dass eine abschlägliche Antwort direct ertheilt ist. Man beschränke sich daher
darauf, das Ministerium nur um Förderung der Angelegenheit zu ersuchen.
Der forrnulirte Falkdsche Milderungs-Antrag zur ersten Hälfte des
Bayersdorfefschen Antrages wird in folgender Form angenommen:
Der kunstwissenschaftlichc Congress (als fachwissenschaftliche Instanz)
beschliesst, das bayrische Unterrichtsministerium zu ersuchen, eine Publi-
cation der alten Pinakothek und der anderen bayrischen Staatsgalerien,
insbesondere auf photographischem Wege unmittelbar nach den Originalen,
in jeder Weise zu begünstigen und zu ermöglichen.
Die zweite Hälfte des Bayersdorfefschen Antrages: wrespective -
gestattenu wird unverändert angenommen.
Hofrath v. Eitelberger: Es ist wünschenswerth, dass der Congress sich
auch mit dem Puncte 5 befasse, da in dieser Beziehung sehr ungleiche Grund-
sätze befolgt werden, und namentlich die Regierungen Italiens und Frankreichs
hcrrende Preise fordern, wodurch die Interessen des Unterrichtes und der
Studien schwer geschädigt werden. Es wäre gut hiergegen sich auszusprechen.
Superintendent Teutsch: Sollte sich das von dem Herren Vorsitzenden
Gewünschte unter solchen Umständen nicht durch Erweiterung und Verallge-
meinerung des KinkeYschen Antrages - so weit es für uns möglich ist _
bewirken und erreichen lassen, i_n welchem ja der Verkauf der Reproduction
zum "Selbstkostenpreise gefordert wird?
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