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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 67)

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Thonindustrie Siciliens eine annähernd vollständige, so muss, hiernach zu 
schließen, in ihr beinahe jede Erinnerung an die Perioden höherer Kunst- 
blüthe geschwnnden sein, eine Erscheinung, die vielleicht ihre Erklärung 
in den vielen und tiefgohenden Umwälzungen hat, welche die Bevölkerung 
dieses Landes im Laufe der Zeit erlitten. 
Fr. Lippmann. 
Einige Worte über Kunstindustrie und Kunstliteratur in 
Venedig. 
Man braucht nur einige wenige Tage in Venedig zu sein, um sich 
zu überzeugen, dass daselbst gegenwärtig nur zwei Zweige der Kunstin- 
dustrie sich in einem blühenden Zustande befinden. Das sind das von der 
Societä anonima Salviati G. Comy. geleitete Institut tiir Mosaik und Glas, 
und die von den Kunsthändlern geförderte Industrie in Nachahmung alter 
Gegenstände. Mit dieser lezteren Industrie steht die Kunsttechnik, welche 
bei Restauration alter Baudenkmäler in Anwendung kömmt, auf dem- 
selben Boden. 
Herrn Dr. Salviati ist das gelungen, was auf anderen Gebieten 
die von den Kunsthindlern geförderte Imitntionsindustrie nicht anstrebt 
und anstreben kann, die alte Kunsttechnik in Glasschmelz und Glasgc- 
fässen zu Mureno wieder in das moderne Leben einzuführen. Es handelt 
sich jetzt oßenbar nicht mehr blos darum, die reizenden alten Glasgefasse 
von Murano so täuschend als es nur immer geht, nachzuahmen, sondern 
auch darum: den Gebrauchsbedürfnissen der modernen Gesellschaft mit 
Gefässen dieser Art nachzukommen, die Eigenthiimlichkeiten der Glas- 
fabrication von Murano mit der Gegenwart zu assimiliren, und aus einer 
Waare, bis jezt nur bestimmt, den Liebhabern des alten Geschmackes zu 
entsprechen, einen Handelsartikel im eigentlichen Sinne des Wortes zu 
machen. 
Wir haben es in diesem Organe mehr als einmal Herrn Dr. Salviati 
zu besonderem Verdienste angerechnet, dass er den Muth und die Intel- 
ligenz hatte, die gesunkene Fabrioation der Glasindustrie in Murano zu 
heben, den künstlerischen Geist derselben zu beleben. Ruhelos durchwan- 
derte er halb Europa, suchte die besten Vorbilder für Nachahmung auf 
und war zugleich bestrebt, das Interesse für die künstlichen Formen der 
Gläser vonMurano, für diewiedereinführung der Glasmosaiken zu beleben. 
Wo es ein gutes Vorbild gab, da wurde es nachgebildet; wo eine Ge- 
legenheit sich darbot, Glasmosaik wieder zu irerwenden, da. wurde der 
Versuch gemacht, zu zeigen, dass das Glasmosaik nicht blos so gut wie- 
der erzeugt werden kann, wie in der alten guten Zeit, sondern dass es 
auch Bedürfnisse befriedigt, wie dies mit anderen technischen Mitteln 
nicht leicht geschehen kann.
	        
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