selbst geschnittenen: Eisen erhalten, das durch seine originellen Formen,
durch seinen Schmuck, durch seine rationelle Composition und seine
trelfliche Arbeit längst die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde und Sammler
erregt hat. Es sind Caminständer und Camingeräth, Feuerhunde und
Zangen, Leuchter, Cassetten und manches Andere. Bisher hatte das Inter-
esse der Kunstfreunde noch nicht zur Wiedererneuerung durch die moderne
Kunstindustrie geführt, ausser vielleicht in sehr vereinzelten Fällen. Auch
dieses Beispiel, das hier in Rede steht, sucht noch seine Nachfolge, aber
wir hoffen, dass sie ihm nicht ausbleiben werde. Der Candelaber, etvira
drei Fuss hoch, ist höchst rationell componirt: eine Stange auf drei ver-
zierten Füssen, die von einer Schale oder einem Teller umgeben ist und
darüber beweglich in verschiebbarer Stellung einen Arm für drei Kerzen
trägt. Oben endet der Schaft in eine Krone und Blüthenknospen. Teller
und Krone sind mit goldenen Ornamenten verziert, die von Carl Haas
nach dem Kosch'schen Verfahren für Tanschir-lmitation ausgeführt sind.
Diese Ornamente hätten noch reichlicher angewendet werden können. Das
Geräth ist bestimmt, einem Lesenden, der etwa auf dem Divan liegt, zur
Beleuchtung zu dienen; der Teller erweist sich dabei bequem für die
Cigarre. So vereinigt auch dieser Gegenstand praktische Verwerthung mit
eben so neuer wie vollendeter Technik nach rationellem Verfahren.
Gewöhnlich pflegen auf unseren Ausstellungen die SilberarbCiten ein
höheres lnteresse zu erwecken, als der Schmuck in Gold und Edelstein.
Diesmal ist es umgekehrt. Die Silberarbeiten, insbesondere durch zwei
Aussteller, durch Conraetz 8c Reuter so wie durch J. G. Herrmann
vertreten, zu denen sich V. Meye rs Söhne mit einzelnen Arbeiten gesellen,
bieten wenig Veranlassung zu besonderen Bemerkungen. Es ist kaum Neues
oder Anregendes, was sie vorführen. Herrmann hat zwar einen grossen
Tafelaufsatz inmitten seiner Collection als Hauptstück aufgestellt, ein Werk
mit reichern, gut modellirtem und gut ciselirtem Figurenschmuck, aber
dieser Gegenstand gehört mit zu ieneu Schöpfungen der Weltausstellung,
die wir in der Einleitung unserer Besprechung charakterisirt haben. Es
ist ein übertriebenes Werk für sein Ziel, was die Composition betrifft;
architektonisch angelegt, ist es wie ein monumentaler Bau auf leicht be-
stellter Tafel und legt sich zu massiv und breit zwischen die'Gesichter.
Andere Arbeiten, z. B. eine grosse Schale, verfallen in den Fehler, das
Silber so zu oxidiren oder zu schwärzen, dass es wie stumpfes Blei oder
schwarzes Eisen aussieht. Wozu dem werthvolleren Material seine Eigen-
thümlichkeit nehmen, um es wie ein minder werthvolles, wie ein gemeines
erscheinen zu lassen? Richtig dagegen ist eine andere Weise der Behandlung
des Silbers auf seiner Oberfläche, welche wir auf der Weltausstellung von
Christofle angewendet sahen und welche nun auch von Herrmann bei
verschiedenen Gegenständen angewendet ist, diejenige nämlich, den Gegen-
stand zu vergolden und die Vergoldung bis auf einen leichten Schimmer
wieder abzureiben. Dadurch wird dem Silber statt des kalten und stechenden