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Dienst der Architektur. Nach San Miniato glänzt gleichfalls der Fayence-
schmelz dieser Decoration hinüber: in dem Altartabernakel von Michelozzo
Michelozzi (von 1448) und in jener Capelle, welche Rosellino's herrliches
Grabdenkmal des Cardinals Jacopo di Portogallo enthält (zwischen 145g
und 1468). Immerhin passte diese farbig-verglaste Töpferdecoration mit
ihrem Schimmereifeet nur für kleinere Raumesdispositionen. Aber wie
weithin leuchtete doch der milde Glanz aus der Werkstatt des guten
Meisters Luca durch die Morgenzeit der jungen Bauepoche von Florenz
über Prato bis nach Pistoja!
Solche decorative Vorübungen - auch in der Figurendarstellung
noch halb decorativ - mussten vorangehen, ehe die Majolikaplastik für
höhere Aufgaben zu Vertrauen und Ansehen gelangte.
Betrachten wir jetzt näher die Bogenfelder über den beiden Sacri-
steien des Domes. Es sind noch eigentliche Historien, in der Anordnung
sich aufgipfelnd, dem spitzbogigen Compositionsgesetz der Gothik äußerlich
sich fügend -- dazu im strengeren sacralen Marmorstil gehalten, der in die
weichere Vertragsweise der Fayenceplastik noch nicht recht aufgeht. Die
vAuferstehungn über der Sacristei mit der Erzthür zeigt weiBglasirte
Figuren auf blauem Grund. Die tretflichen Gestalten der schlafenden
Soldaten mahnen in den Stellungen und der ziemlich umständlich behan-
delten Rüstung an Donatello; Christus schwebt feierlich-edel aus dem
Sarkophag empor. Dieses Werk muss den Administratoren des Dom-
baues sehr gefallen haben; sie wussten aber von der Capelle Pazzi her,
dass der Meister seine Terracotten auch zu coloriren verstand und
stellten sofort für die neue Bestellung, die vl-Iimmelfahrt Christin,
nach dieser Richtung ihre detaillirten Anforderungen i"). Bei aller Mühe
aber, mit welcher sich Luca in die neue Arbeit legte, gerieth das Werk
in der Composition geringer, im Ausdruck ärmer als das frühere Gegen-
bild. Heilige AtTecte darzustellen, wie in den Gestalten der aufblickenden
Apostel, war nicht Sache des Meisters, dessen Kunstweise auf die Melodie
der ruhigeren Empfindung gestimmt war.
Weiterhin vertieft sich das ganze Gemüth des Meisters in die
künstlerische Durchbildung der Motive und Darstellungsformen, welche
specitisch dem Formengebiet der glasirten Terracotta abgewonnen werden
können.
') nDie Xl. mensis octobris (anno 1446), Operarii anledicli locaverum et con-
cesserunt am, Luce Simonis della Robbia scultori prcsenti e! cqnducenli nd flcicndum:
unam storiam karre coclc invetriale illius materie qua u: illa posita in arcu sacreslie.
Que storia debet esse videlicet Ascensio Domini Noslri Jhesu Christi cum duodecim
Iiguris aposlolorum e! matris ejus Virginis Marie. E! quod mons sit sui coloris, arbores
etiam sui coloris er secundum designum factum in quodam mcdello parvo, qui Star:
debet in opcra usque adperfectionem dicli Iaborcrii et melius, si melius üeri potesl. Quam
sloriarn debet pzrfecisse hinc a desto (ad octo?) mcnses proximos futuros et powisse
super archum secundr. sacristie. . .. u (Rumohr, Italien. Forschungen H, S. 364.)