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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XV (1880 / 180)

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der Bildhauer, der Modelleur und Graveur und Ciseleur, der Emailleur 
und BronzegieBer, der Schnitzer in Holz und Elfenbein, der Fabrikant 
in Seide und Sammt, der Steinschneider und -Schleifer,' derlGold- und 
Silberarbeiter und endlich auch ein wenig der Buchbinder. mitgearbeitet. 
Das sind der Gehilfen und Mitarbeiter, das sind der Künste zu viele, 
um ein einheitliches Werk von verhältnissmlißig so geringer Kunstbedeu- 
tung zu Stande zu bringen. v 
Diese Adressen machen daher in ihrer großen Mehrzahl -- und es 
sind, wir wiederholen es,'die besten ausgesucht worden -- den Eindruck 
der Ueberladung. Sie scheinen und glänzen in ihrem Reichthume, aber 
nicht von edler Kunst. Es sind schwere Werke, in figürlichen-i und natür- 
lichem Sinne genommen, lastend von Metall, das die einen in scharf- 
kantigem Hochrelief verziert, andere in gravirten, niellirten, goldtauschirten 
Platten ganz überdeckt. Ein barocker Einfall hat die Adresse des böh- 
mischen Adels mit böhmischen Steinen überziehen lassen; die Steine sind 
schon recht, aber nicht an dieser Stelle. Schlägt man die Adresse auf, 
so muss die Tischplatte noch besonders vor Beschädigung geschützt 
werden. Das ist noch immer ein häufiger Fehler, dass nicht runde Eck- 
knöpfe die höchsten Punkte bilden, sondern beliebige Spitzen des Reliefsy 
z. B. die Nasenspitzen. An solchem Fehler leidet unter anderen in auf- 
fallender Weise die Adresse der Gemeinde Währing. Ein andererFehler 
besteht darin, dass die Zeichnung einfach diejenige eines Plafonds vor- 
stellt, als ob es ganz einerlei wäre, wenn man die Verzierung eines Pla- 
fonds oder eines Buchdeckels componirt und nur bei dem einen Stuck 
oder Holz, bei dem andern Leder und Metall den Unterschied machen. 
Bei diesen Plafondbuchdecken gibt es förmlich tiefe, für Leder allzutiefe 
Cassetten. 
Doch nicht alle die ausgestellten Adressen zeigen diese Charakter-- 
ziige. Es sind manche vorhanden, die sich in glücklicher Mitte an die 
Motive des Mittelalters und des 16. Jahrhunderts anlehnen und die Metall- 
ornamente auf zierliche Eck- und Mittelstücke beschränken. S0 die Adresse 
von Sechshaus und die des niederösterreichischen Gewerbevereinesy am 
nächsten steht dem mittelalterlichen Vorbilde die schlichte und ernste 
Hülle der Adresse der Bau- und Steinmetzmeister. Aber auch solchevsind 
vorhanden, welche im vollsten Gegensatze gegen die glänzende Schablone 
der Mehrzahl sich allein in solides Leder hüllen und nur diesesiLeder mit 
goldener Handpressung verzieren oder ein wenig Farbe hinzufügen! so 
die Prager Adressen der dortigen Universität und des Gewerbevereines 
und die Grazer Adresse. Auch die von Herdtle entworfene Adresse des 
Oesterreichischen Museums hat sich an diese Weise gehalten; Wie sich 
aber Reichthurn mit edler Kunst und zugleich mit Neuheit der Erfindung 
vereinigen lässt, das zeigt die von Storck entworfene Adresse der Stadt 
Wien, deren Emailplatten und Silberornamente in der Schule des Museums ' 
ausgeführt wurden. Die Arbeit ist reich, die Wirkung" voll und scliödl 
.
	        
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