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füssen ganz analoge Rose als Ständer, aus der ein knotenartiges Glied
sich entwickelt, um im Verfolg zum Kreuze den Uehergang zu bilden.
Dieser Knauf ist mit emaillirten Heiligendarstellungen unter Baldachinen
geschmückt, sowie die rosenfürmigen Kreuzbalkenenden die Evangelisten-
symbole in Emailulnrahmung zeigen, rückwärts sind Krystalle eingefügt.
Das Bild des Gekreuzigten wird als meisterhait geschildert. Aus dieser
Periode finden sich Johannes (1453), Petrus (1468) und Nicolaus (1475)
Anritaber, Johann Goldner etc.; auch constituiren sich in Kronstadt,
Bistritz und Mediasch Zünfte. Von bedeutenderen Arbeiten kennen wir
die Kelche von Kaisd, Klosdorf und einen in der Schässburger Samm-
lung, dessen Deckel das Gefäss als Altarleuchter zu gebrauchen macht,
endlich einen Heiligenschein von Silber mit Minuskel.
Die Hermannstädter Zunft nimmt seit Ende des Jahrhunderts einen
hervorragenden Rang ein, ihr wird hauptsächlich die Anfertigung jener
Geschenke an die Fürsten übertragen, durch welche später der Ruin des
Handwerks so sehr beschleunigt werden sollte. König Wladislaus he-
stimmte sich 1493 selbst die Form der Silbergefasse, welche er sich von
dem Lande schenken zu lassen geruhte. Die von 1495 bis in die Fünf-
zigerjahre unseres Jahrhunderts reichenden Verzeichnisse der Innung bewei-
sen um dieseZeit, dass keine andere Handwerkergesellschaft den Goldschmie-
den an Zahl der Mitglieder, Reichthum und Gedeihen gleichkam. Sie
verbrauchten eine solche Quantität Silber, dass auswärtige Ziinfte sie
verdichtigten, wogegen sich die Hermannstädter von dem Könige bestä-
tigen liessen, dass ihre Arbeiten wie bisher die erlaubte Kupferlegirung
allein hätten; übrigens beschloss man jedes Stück mit dem Zuntt- und
Meisterstempel zu versehen. Ein so bezeichneter Silherschmuck (um
1500) ist uns erhalten, ein sogenanntes Hefte}, welches die sächsischen
Frauen als Brustschmuck trugen. Vom Beginn des sechszehnten Jahr-
hunderts stammen die Kelche in Bodendorf, Kaisd, Tobiasdorf, Mühl-
bach. 1507 ist ein Johannes Anrifaber in Mediasch genannt; auch
Schasshurg zählte die Goldschmiede bereits zu den vier grossen Zünften
und die ersten Geschlechter der Städte, die Befehlshaber bei deren Ver-
theidigung gehören häufig in ihre Reihen, aus denen bis in's siehenzehnte
Jahrhundert auch Riithe, Bürgermeister und Stuhlrichter nachweisbar
sind. Die enorme Menge des gearbeiteten (wie mehrere sehr reiche
Kirchenopfer ganz aus Guldarheit bestanden) musste viel Kräfte erfor-
dern; es ist einleuchtend, dass auch fremde Gesellen gern in Dienst
traten und wirklich haben wir Nachricht von solchen Einwanderern aus
Nürnberg (1515), Stettin (1519), Halberstadt (1520), wie auch sehr wahr-
scheinlich eine Verbindung mit Italien bestand. Werke aus diesen Jahren
sind Kelche in Hetzelsdorf, Tartlau, Bogeschdorf.
Damals processirt ein Hermannstädter Goldschmied mit einer Woy-
wodenswittwe wegen einer Goldkrone im Werthe von 1000 Mark (1538),