bunden werden, allein der jagdfalke
scheint würdig den Miichtigsten die-
ser Erde - so wie Kaiser Fried-
rich II. - auf der Jagd zu beglei-
ten. Stößt auch er auf die Seelen
nieder? Ich glaube. hier bieten sich
ältere Vorstellungen an. Der Falke
ist der Vogel. der dem Licht zu-
strebt und so schon den Alten als
Symbol der Sonne geläufig und
allein würdig war, mit Göttlichem
verbunden zu werden."
Wir haben vom Religionsgeschicht-
liehen her auf den Falken des Ho-
rusknaben. des göttlichen Kindes
der Ägypter, des Kindes von lsis
und Osiris und dessen großen Rä-
cher, hinzuweisen. Wir sehen ihn
schon um 2800 vor Christus. wie er
über dem machtvollen llerrscher
Pharao Chefren schützend und seg-
nend seine Flügel breitet." Dienen
seine Sonnenkräftc dem Leben. so
bedeutet der Habicht in den ägyp-
tischen Hieroglyphen die Seele (des
Toten).29 Dazu kommt die Reihe
der ägyptischen Götter. die man
sich geflügelt vorstelltß" und noch
anderer Vögel, wie der Schopfibis.
die man vor allem mit der "Seele"
des Toten verbindet. Auch die Vor-
stellung vom Vogel Phönix ließe
sich hier anreihen, sie identifizier-
ten ihn gleichfalls mit dem Seelen-
vogel.
Der Vogel ist also ohne Zweifel ein
jahrtausende altes Mythosbild für
die Seele. Er taucht als paarigcr
Pfau in der frühchristlichen Kunst
wieder auf. es begleitet der Falke
den Himmelskönig in seiner Herr-
lichkeit, er ist in der mittelalter-
lichen Mystik etwa um 1300 die
Seele (in Gestalt einer Taube). die
durch den Opfertod zu erlösen ist.
Weiter wird der Sticglitz als
Vertreter jesu ins Bild genommen
und endlich gilt das Vogelnest als
Hort des Friedens. weil das Bild der
menschlichen Seele. die zu Jesus
findet. nicht mehr verstanden wird.
Der fliegende Vogel unserer Krip-
pen ist als ein weiterer llinweis auf
das Passionsthema in der Weih-
nachtszeit. so wie die Bliekversen-
kung von der Mutter und dem Kind
mit dem Vogel. anzuziehen. da er
ein Symbol für die "lintsündung"
(3.M0sesl4, 49-52) bedeutet. Un-
sere Untersuchung zeigt, daß die
Mutter mit dem Kind. das ein Vög-
lein hält. aus den Apokryphen nur
schwer genügend erklärt scheint.
daß sie vielmehr als neuerliche Um-
deutung des Vogelthemas aus dem
Geiste der Mystik. die sich bereits
in Otfrids Evangelienharmonie zu
entwickeln begann, anzusprechen
ist.
Literaturangaben:
1 J. Baum: Die Malerei und Plastik des
Mittelalters, 11. Bd. Potsdam 1930. S. 109.
3 Derselbe: a, 0.. S. 181; dazu H. Auren-
hammer (s. Anmerkung 7).
3 Maria des Hohenfurter Meisters. Prag.
NaL-GaL. oder Stillende Madonna aus
Mariazeil im Germ. Nationaimuseum um
1390, Siegmundskap.
' Michelin: Auvergne. S. 131. Riorn: Virge
a i'Oiseau Ab.. S. 108.
5 A. Kirchgassner: Die mächtigen Zeichen.
Freiburg 1959. S. 513.
" Siehe auch: Regensburger Dorn. West-
lassade: Vorläuferin die Piatytera mit dem
Christusmedaillon vor der Brust.
7 H. Aurenhammer: Maria, Die Darstellung
der Madonna in der bildenden Kunst. Wien
1954. S. 13.
" Eeaiiexikon deutscher Kunstgeschichte.
E1111. Stuttgart 1954. Christkind. S. 591.
Abb. 1-2. Das Figürchen ist 28 cm hoch.
5' Wiih. Michaeiis: Die apokryphen Schrif-
ten zum Neuen Testament. Bremen 1955.
S. 99: "Die Speriinge aus Lehm" 2. l_5,
i" Artur Weese: Skulptur und Malerei in
Frankreich im 15. und 16. Jahrhundert.
Potsdam 1927. S. 75. engl. Malerei, Arundei-
psalter. am. 1m.
11 Die Vorkommen dieser Gruppe sind
nicht so selten. wie die kunsthistorische
Beschäftigung mit ihnen.
19 Franz Kieslinger: Glasmalerei in Öster-
reich. Wien 1947. Abb. 8 und 26.
ß K. v. Garzarolli: Mittelalterliche Plastik
in Steiermark. Graz 1941. Blld 17,15. TeX!
S. 25 geht auf Vogel nicht ein.
14 Franz Kieslinger: österreichische (rüh-
gotlsche Madonnenstatuen in Jahrbuch der
Österreich. Leogesellschalt. Wien 1932.
S. 180 ff.
15 O. Kastner: Eisenkunst lm Lande ob
der Enns. Linz 1954, Abb. 32. Bild Z9, Vogel-
leuchten S. 99,
"F M. Kislinger und O. Kaslner: Alle
Bauernherrlichkeit, Linz 1957.
17 S. 90, Abb. M, Abb. 63. Abb. 35, Z9.
13 Siehe 1D.
19 Erich v. d. Berrken: Malerei der Re-
naissance in Italien. W.-Potsdam 1927. S. 74.
Abb. '15 (Sammlung Herz, Rom).
z" Hugo Rahner: Krippe und Kreuz.
31 Klemenline Lipftert: Symbolfibel. Kas-
sel 1955.
29 Karl Oettinger: Das Wienerlsche in der
bildenden Kunst. Salzburg 1948. Bild E: Der
Stieglitz über dem Brünndl.
33 bis 25 Otto Pächt: Österreichische Tafel-
malerei der Gütik. Wien 1929. Abb. 35. 58,
'75 und 27.
2B Finkensteiner Liederblätter, Im Silber-
piingstlicht klirrt der Tag.
27 K. Lipffert: Symbolfibel. Kassel 1955.
S. Z6 ff.
23 Hedwig Fechhelmer: Die Plastik der
Ägypter. ßerun 1923. s. 24.
29 Otio I-lelk: Kleines Wörterbuch der
Ägyptologie. Wiesbaden 195a. s. 104.
S" Derselbe: 5.210 u. a.