Persönlichkeit. Sie War fröhlich, exzentrisch,
äußerst freigebig und liebte es, elegante
Kleider zu tragen und schöne Feste zu
veranstalten. Gräfin Lulu Thürheim, eine
Schwägerin des Fürsten Andre, schreibt
über sie Anfang 18259:
„Mein Journal beschrieb bereits in der
Abteilung Petersburg die Gräfin Leon Ras.
Durch den jüngsten Verlust ihres heiß-
geliebten Gatten erschüttert, in großer Be-
sorgnis, dessen ungcheures, ihr hinter-
lassenes Vermögen, das ihr zwei Schwäger
streitig machten, zu verlieren, immer mit
schwarzen Schleiern verhüllt, immer Tränen
vergießend und an fortwährcndem Brech-
reiz leidend, schien die Gräfin Leon eine
allerliebste Bälle. Ich erinnere mich unter
anderem noch eines köstlichen Festes, das
die Gräfin am 2. Februar, teilweise in ihrem
Garten, bei herrlichem Mondschein und
lauer, berauschender Luft gab."
Neben Paris, ihrem bevorzugten Wohnort,
lebte die Gräfin oft in Österreich. In den
dreißiger Jahren war sie mehrmals für
einige Monate in Karlsbad und gebrauchte
dort die Kur. Der Herzog von Cumberland
ließ ihr zu Ehren auf einem schönen Aus-
sichtsplatz eine Tafel mit folgender Inschrift
anbringen:
Souvenir eleve cn 1834 a M-me la Comtesse
Leon de Rasumoffsky, hommage de la
Zeit nach Rußland und schlug ihr Domizil
um die Mitte der vierziger Jahre endgültig
in Petersburg auf. Im Sommer übersiedelte
sie in ihr Landhaus in Peterhof und war auf
diese Weise wieder in der Nähe des Hofes
und des gesellschaftlichen Trcibens. Über
diese letzten Jahre gibt es eine biographische
Skizze, verfaßr von einer Großnichte,
ebenfalls einer Prinzessin Maria Wiasemsky,
später verheiratete Frau Nasimoß", die von
der Gräfin Leon adoptiert wurde, als diese
ungefähr 90 und das Mädchen 12 Jahre
zählte. Aus diesen in französischer Sprache
abgefaßten Erinnerungen erfahren wir
einiges über das Leben der vornehmen
Familien in Rußlandll:
moderne Artemis zu scin. S0 hatte ich sie
drei Jahre zuvor in Petersburg verlassen,
so sah ich sie, drei Jahre später, in Florenz:
ein Berct über dem Ohr, Spitzen, Schmuck
und Flittcrkram überall, aufgeräumt,
schwatzhaft wie eine Elster, tanzend, reitend,
Galopp-, Gesang-, Zeichen- und Harfen-
stunden trotz ihrer 49 Jahre nehmend und
im übrigen die gutmütigste Frau der Welt.
Sich zu unterhalten, war ihre Devise. Sie
besuchte viel die Gesellschaft und gab
schließlich in ihrer reizenden Villa Corsi
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societe dem elle fut le charme et Pagrement
pendant deux sais0ns"10.
Einen weiteren Nachweis für den Aufent-
halt der Gräfin in Österreich ist A. v. Bensas
Farblirhographie „Praterfahrt", auf der
eine Reihe von Karossen aristokratischer
Familien auf ihrer Spazierfahrt dargestellt
sind. Mitten darunter ist auch der Wagen
der Gräfin Leon Rasumovsky zu sehen.
Zwischen ihren Auslandsaufenthalten fuhr
die Gräfin aber immer wieder für längere
„Nach ihrer Rückkehr aus dem Ausland
nahm meine Großmutter in der Gesellschaft
den Platz ein, der ihr auf Grund ihres
historischen Namens gebührte, und ihr
Haus gehörte zu denen, die am meisten
frequentiert wurden. Während der Winter-
saison folgten in ihrem Stadtpalais Soireen,
Diners und Routs in ununterbrochener
Reihe aufeinander und begannen im Sommer
von neuem in ihrem reizenden Landhaus
in Peterhof. Unter den Gästen sah man
öfters Mitglieder der kaiserlichen Familie,