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Volltext: Alte und Moderne Kunst XV (1970 / Heft 111)

Die Ausstellung „Späte griechische Ikonen 
und Miniaturen" im Österreichischen Museum 
für angewandte Kunst brachte erstmals der 
weiteren Öffentlichkeit einen reichgestickten 
Epitaphios des 18. Jahrhunderts aus dem Be- 
sitz der griechisch-orientalischen Kirche in Wien 
zur Kenntnis (Katalog Nr. 37 mit farbiger 
Dctailabbildung). Eine goldgestickte Inschrift 
am unteren Rand des Bildfeldes besagt, daß 
das Werk im Jahr 1752 von Franz Filler für 
die damals neue griechisch-orientalische Kir- 
che angefertigt wurde. 
Am oberen Bildrand befindet sich die Inschrift 
„Hos Epitaphios Threnos", die zugleich die 
Thematik wie auch die liturgische Bestimmung 
des Stückes und seine spezielle Beziehung zur 
Karsamstagsliturgie, in der es auch heute noch 
Verwendung Endet, bezeichnet. Die Darstel- 
lung des Threnos, der Beweinung Christi, von 
der die Evangelientexte nichts berichten, hat 
ihre inhaltliche Wurzel vor allem in dem 
apokryphen Nicodemus-Evangelium, das die 
Marienklage enthält. Die künstlerische Ge- 
staltung dieses Motivs in der byzantinischen 
Kunst wird durch eine schrittweise Umwand- 
lung der Grablegungsszene in ein zuständ- 
liches Andachtsbild geprägt. Seit Symeon 
von Thessaloniki (T 1429) werden gestickte 
Tücher mit dem Bild des toten Christus 
Epitaphioi genannt. Epitaphios Threnos 
bezeichnet aber auch den Trauergesang der 
Karsamstagsliturgie, in deren Verlauf die 
Epitaphioi zur symbolischen Darstellung der 
Beweinung bzw. Grablegung Christi dienen. 
In den mittelalterlichen Werken - die älte- 
sten, die erhalten sind, gehören dem ausgehen- 
den 13. Jahrhundert an - steht die euchari- 
stische Deutung im Vordergrund, seit dem 
15. Jahrhundert jedoch werden sie durch die 
Beifügung historischer Personen, die in den 
Evangelientexten bei der Kreuzigung, Kreuz- 
abnahme und Grablegung genannt werden, zu 
Iigurenteichetcn Szenen ausgestaltet. 
Seiner Entstehung in später Zeit entsprechend, 
verbinden sich in dem Wiener Werk Motive, 
die theologischen Überlegungen entstammen, 
mit solchen, die direkt auf die Evangelientcxtc 
zurückgehen, zu einer großen Bildknmposi- 
tion: in der Reihe der Figuren hinter dem 
offenen Sarkophag erscheinen die Erzengel 
Michael und Gabriel neben Johannes dem 
Evangelisten, Salome, Magdalena und Maria 
Jose, Engel knien vor dem Sarkophag, in den 
Nicodemus und Joseph von Arimathaea den 
Leichnam hinabsenken. Sechs Cherubsköpfe, 
durch eine Schriftzeile „Die Schar der Engel 
ist erschüttert über Deinen Anblick" erläutert, 
füllen den Raum zu beiden Seiten des hochaufra- 
genden leeren Kreuzes mit Dornenkrone, Lanze 
und Schwamm. In der Landschaft erscheint zu 
Füßen des Hügels von Golgotha, der die 3 Kreu- 
ze und die anderen Passionssymbole trägt, eine 
Darstellung der Grabcskirchc und unterhalb der 
Stadtsilhouette von Jerusalem in einem um- 
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