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doch muss man zugestehen, dass das rein Technische dieser Ar
beiten von einer Tüchtigkeit und Solidität, und ihr Eindruck daher
ein wenn auch pedantischer, so doch ein so gediegener ist, dass
wir in unserer so vielgerühmten Gegenwart oft nur mit Wehmuth
unsere Blicke zum Anfänge des Jahrhunderts zurückwenden. Und
es hat, vor Allem in Oesterreich, ein Gebiet kunstgewerblicher
Production gegeben, auf welchem gerade in jener Epoche und in
jenem oft unverdient geschmähten Empirestil unübertreffliche,
noch heute hochgeschätzte und unaufhörlich nachgeahmte Arbeiten
geschaffen worden sind, das Porzellan.
Die Blüthezeit der k. k. Wiener Porzellanfabrik unter der
Leitung Sorgenthal’s (1784 bis 1805) und Niedermayr’s (1805 bis
1827) fällt in die hier besprochene Epoche.
Unter Sorgenthal nimmt die Fabrik in künstlerischer und
commerzieller Hinsicht hohen Aufschwung. Er bringt den Per
sonalstand von 280 auf 500, er beschäftigt allein 130 Maler. Er
gründet im Jahre 1800 in Engelhardtzell bei Passau eine Filiale
für die Erzeugung ordinären Geschirres, er weist der Wiener
Fabrik ausschliesslich künstlerische Aufgaben zu. Die Fabrik
selbst wird zur Kunstschule; die älteren Mitarbeiter unterrichten
die jüngeren, eine Verbindung mit der Akademie der bildenden
Künste wird organisirt, die malerische Thätigkeit der Fabrik in
vier Classen, in einer für Historienmalerei, einer für Landschaft,
einer für Blumenmalerei, einer für Ornamentik, betrieben, zu
denen noch eine eigene Classe für Vergolderarbeit kommt. Mit
sicherem, immer auf das Höchste gerichtetem Blicke erzieht
Sorgenthal auf diese Weise eine Schaar tüchtiger Maler, welche
der hohen Kunst wie der Kunstindustrie zur Ehre gereichen.
Die Historienmaler Schaller, Michael Weichselbaum, Herr, Lam-
precht, Schwemminger; die Landschafter Johann Weichselbaum -
Scheidl, Petter; die Blumenmaler Parmann, Hinterberger, Hirschler;
«die Ornamentisten Schindler, Gärtner, Perl, Bittner, Kothgasser,
die Brüder Sturm, Friedl und Reichel gehen aus dieser Schule
hervor, ebenso Daffinger, welcher, 1801 eingetreten, bereits 1804
einen ersten Preis erringt. Nicht minder tragen die Modelleure
und Arcanisten zum Ruhme des Wiener Porzellans bei, voran
Grassi, Leithner und der „Malereibeamte“ Georg Perl. Grassi ver
drängt das Rococo durch antikisirende Formen, die sich allmälig
den Vorbildern antiker Vasen nähern, im Figuralen ist er und