Seite 312
Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 20
(icke links eine Dame im Pelze, die Hände in den ITluff
gesteckt, rechts ein Automobilist, ebenfalls roohl oerroahrt
und in ooller Tätigkeit beide Hände am Tenkrade. Da
zwischen im ersten Bilde ein Automobilist in schnellster
fahrt, auf dem zweiten die Ausfahrt zweier Damen im
Automobil und im dritten ein lAotorfahrer an zwei er
schreckten fufjgängern oorilber. Auch hier wieder stilisierte
Bäume im Hintergründe. Diese aneinandergereihten Relief
bildchen sind bestimmt, als Beschläge Derschiedene Sport
gegenstände sinngemäß zu uerzieren.
Die uorläufig letjte und zweifellos reifste Arbeit
Weinbergers ist dessen Steinle-Hledaille. Der Reuers (fig. 19)
bringt das Brustbild des berühmten Historienmalers. Steinle
ist non links mit der Hauskappe dargestellt. Die In
schrift lautet: 1810. Edward t>. Steinle. 1886. Der Reuers
(fig. 20) zeigt den Haus-Engel Steinles mit einem Spruch
bande, auf dem die Worte „Zum 100jährigen Geburtstage
1810—1910“ zu lesen sind,
Blossen zur UUiener Lanna-fluktion.
■ on geschälter Seite wird uns geschrieben:
Die oan Ihnen angekündigte Versteigerung*
„Aquarelle und Handzeichnungen“ t aus der Samm
lung Tanna ergänzt das Bild, das wir non
Baron Tanna als Sammler haben, in ganz be
sonderer Weise.
Sig. 21. Danhauser: Junge Dame.
* Die Auktion findet oom 25. bis 27. d. 1TI. bei Gilhofer &
Ranschbur'g in Wien statt.
Die Anfänge der Tannaschen Aquarell- und Hand-
zeichnungssammlung gehen, wie die anderen Bestände der
non Tanna hinterlassenen Kollektionen, auf die mitte der
Sechzigerjahre des norigen Jahrhunderts zurück. Tanna
hatte und benützte die Gelegenheit, aus dem Vollen zu
schöpfen. Es war die goldene Ära des Wiener Kunst
marktes, der belebt durch eine rührige
Händlergilde (Plach, Prandel, JTliefhke,
Wawra, Kaeser, Posonyi u. a.) und ein
kunstsinniges Sammlerpublikum ein Zen
trum für den internationalen Kunsthandel
repräsentierte. Wien nahm auch auf
diesem Gebiete eine führende Stellung ein,
eine Hegemonie, die es erst später an
Köln, Berlin und ITlünchen abgeben sollte.
Es würde zu weit führen, hier die Ur
sachen des späteren lliederganges zu
erörtern, mit Genugtuung sei hingegen
die Tatsache heroorgehoben, dafj sich nun
auch Wien als Kunstmarkt die ihm im
internationalen Wettbewerb gebührende
Position zurückerobert hat.
&
ZurZeit, als Tanna doranging, seinen
zahlreichen Sammelgebieten auch jenes
der Originalarbeiten österreichischer Künst
ler anzugliedern, gab es auf dem Wiener
ITlarkte eine fülle an einschlägigem ma
terial. Die großen Wiener JTleister, deren
Tätigkeit in die Zeiten des Vormärz hinein
ragt, waren noch am Teben und zum
Teil noch auf der Höhe ihres Schaffens.
Die Tradition des Sammelns uan Kunst
objekten, sei es nun für die Hlappe oder
als Wandschmuck, hatte in einer Reihe
eifriger Tiebhaber, die bei den großen
Wiener Sammlern der früheren Zeit in
die Schule gegangen sind, ihre fortsetjung
gefunden. Aquarell- und Handzeichnungs
sammlungen, wie jene Grünlings, Ga-
bets, Petjolds, Hoppes u. o. a. waren
weit über die Grenzen Österreichs bekannt
und angesehen. Die jeweilige Auflösung
dieser Kabinette mit ihren heutzutage
beneidenswerten Beständen hatte ein Auf
tauchen immer neuer Sammler zu folge,
die die Gelegenheit günstiger Erwer
bungen nicht unbenü^t ooriiber gehen
liefjen.
fern uon dem Wiener Zentrum, doch ebenso be
geistert für die bewunderungswerten Erzeugnisse der Wiener
Kunst, mar Tanna rastlos bemüht, die Abteilung der oster-