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Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 379
(Die Gobelins des Königs Alfons.) Wie aus IIew Uork
gemeldet mild, soll König fllfons non Spanien an die bekannte
Kunsthändlerfirma Duueen mehrere mertoolle Gobelins, tuelche
Szenen aus dem Dan Quixote darstellen, uerkauft haben. Cs
handelt sich um Gobelins, die einst im Besitze uon Rose Dubarry
coaren und die nach den Zeichnungen uon Coypel angefertigt
wurden. Die Tapisserien waren eine Erbschaft des Königs uon
der Königin Isabella. Die Höhe der Kaufsumme wird nicht mit
geteilt. Sie dürfte jedoch — uorausgesetjt, dafj die llachricht sich
bestätigt — nach den Riesenpreisen zu schließen, die in den Ictjten
Jahren für französische Gobelins gezahlt worden sind, eine sieben
stellige Zahl übersteigen.
(Reinigung non Gipsabgüssen.) Im Caboratorium der
Berliner ITluseen hat der Chemiker der ITIuseen, Prof. Rath gen,
Versuche über die Reinigung uon Gipsabgüssen angestellt.
Cr empfiehlt, die Abgüsse auf einige Zeit in eine gesättigte fösung
uon Gips zu stellen (etwa sechs Stunden lang), worauf sich die
oorher festsilzenden Slaubteile durch leichtes Überfahren mit einem
leichten Haarpinsel entfernen lassen. Dieses Übersfreichen ge
schieht, während sich der Gegenstand noch in der Gipslösung
befindet.
(ITtozarfs Stammbuch,) Im Besitz des städtischen Klu-
seums Carolino-flugusteum zu Salzburg befinden sich
zwölf Stammbücher mit über 1100 Cinfragungen nebst Beigaben
uon mit Seide gestickten, auch kolorierten Bildern, Silhouetten,
Haargeflechten Die Stammbücher umfassen den Zeitraum uon
1643 bis 1860, sie sind in starke Pappdeckel gebunden, uersehen
mit Titelschriften in Gold oder in einzelnen Blättern in Papier-
kasseften eingelegt. Darunter befindet sich auch das Stammbuch
W. fl. 111 o zart 5; es wurde im Jahre 1852 uon Otto Jahn, als
er lllaterial für seine lllazart-ßiographie sammelte, eingesehen, ist
aber weiteren Kreisen unbekannt geblieben; jetzt führt in der Zeit
schrift „Ton und Wort“ Joh. Co. C n g 1 (Salzburg) einiges aus seinem
Inhalt an. Das in Querformat gehaltene, rot eingebundene Büchlein
enfhält 70 Blätter, darunter elf Cinschreibungen uon persönlichen
freunden lllozarts in Wien und Prag aus dem Jahr 1787. Das
war also zu der Zeit, da der Kleister nach Prag reiste, um dort
den „Don Giouanni“ zu komponieren und aufzuführen, eine Zeit,
die lllörike in seiner reizenden llouelle „lllozarts Reise nach
Prag“ geschildert hat. Cine Cintragung lautet: „Wahres Genie ohne
Herz — ist Unding — denn nicht hoher Verstand allein; nicht
Imagination allein; nicht beide zusammen machen Genie — Ciebe!
Ciebe! Ciebe ist die Seele des Genies.
Wien, 11. April 1787.
Dein freund
Cmilian Gottfried Cdler uon Ja cg u in.
Jacquin mar der Vater uon lllozarts Schülerin franziska,
für die der Kleister das sogenannte „Kegelstaft-Trio“ geschrieben
hat. Cine weitere Cintragung stammt uon lllozarts freund Sigmund
B a r i s a n i, dem „Physicus Primarius im allgemeinen Krankenhaus“;
„Wenn deines flügels Kleisterspiel
Den Briten, der selbst grofj uon Geist,
Den grofjen Klonn zu schütjen weif;,
Dahin reifjt zur Bewunderung;
Wenn deine Kunst, in der dir nur
Cin Bach, ein Joseph Haydn gleicht,
Dir längst oerdientes Glück erwirkt;
Vergifj du deines freundes nicht,
Der sich mit Wonne stets, und stets
Klit Stolz erinnern wird, dafz er
Als Arzt dir zweimal hat gedient,
Und dich der Welt zur L'ust erhielt,
Der aber noch weit stolzer ist,
Dafz du sein freund bist, so wie er.“
Darunter schrieb lllozart als Anmerkung eigenhändig:
„Heute am 3. September dieses nämlichen Jahres war ich
so unglücklich, diesen edlen mann, liebsten und besten freund und
Erretter meines Cebens, ganz unuermuthet durch den Tod zu oer-
lieren. Ihm ist wohl! — aber mir — uns allen, die ihn genau
kannten — uns wird es nimmer wohl werden bis wir so glück
lich sind, ihn in einer besseren Welt! wieder und auf nimmer
scheiden zu sehen“. Klo zart,
Huf der Rückseite dieses Blattes klagt dann die zur Witwe
gewordene Constanze in der Sferbenacht lllozarts:
„Was du einst auf diesem Blatte an deinen freund schriebst,
eben dieses schreibe nun ich Tiefgebeugt an dich, uielgeliebter
Gatte! mir und ganz Curopa unuergefjlicher lllozart! auch dir ist
nun aiohl auf ewig wohl! — Um 1 Uhr nach mitternacht oom
4. zum 5. Dezember dieij jahr oerliefj er in seinem 56. Jahre —
0 1 — nur allzufrüh! diese gute — aber undankbare Welt
0 Gatt! 8 Jahre knüpfte uns das zärtlichste, hieniden unzertrenn
liche Band! 0! könnte bald auf ewig mit dir oerbunden seyn
Wien den 5. Decemb: 1791.
Deine äufjerst belrübte Gattin
Constanze lllozart nee Weber.
(Die Ausgrabungen in Korfu.) Den ersten wissen
schaftlichen Bericht über die Ausgrabungen in Korfu, die bekannt
lich in Gegenwart des Kaisers Wilhelm in diesem frühjahr be
gannen und dank seiner freigebigkeit bis in den Sommer hinein
non Dörpfeld, Versakis und Rhomaios fortgesetzt wurden,
ueröffentlichf jetzt Professor Caro im neuen Heft des „Jahrbuches
des Deutschen Archäologischen Instituts“. Schon jetzt sind die Er-
gebnisse der Ausgrabung dieses hochaltertümlichen Heiligtums
höchst bedeutsam, wenn auch die funde nicht so reichlich waren,
wie die ersten Anfänge erhoffen liefzen. Der Tempel ist bis tief
in die fundamente hinunter zerstört, sogar deren tiefste Schichten
sind zum größten Teil oerschmunden, wohl in einem benachbarten
uenezianischen Bollwerk oerbaut. Vom Oberbau fand man bisher
nur wenige fragmente der Säulen, ein altertümliches, dorisches
Kapitell, zwei Triglyphen, Stücke der Rinnleiste mit schönem
Wellenband und ein paar Stirnziegel mit reicher Palmette, llur
die letzteren bestehen aus Jnselmarmor: alles übrige aus
weichem Paros. Die lllitte des Giebels nimmt bekanntlich eine
riesige Gorgo ne ein, deren schlangengekrönfes Haupt auf die
obere Abschltl’zleiste des Giebelfeldes übergreift. Jhr kurzer Chiton
ist durch zwei Schlangen gegürtet. Zu beiden Seiten stehen, oiel
kleiner gebildet, die beiden Kinder des Ungeheuers, der geflügelte
Pegasos zur Rechten, der nackte jugendliche Chysaor zur
finken. Jn ihm Perseus zu erkennen, oerbieten seine Kleinheit
und seine Stellung, die eher einem Schutzsuchenden, als einem Hn-
greifenden ziemt. Diese schön komponierte lllittelgruppe wird uon
zwei mächtigen gelagerten Panthern eingerahmt. Rechts folgt der
Block, der zur Entdeckung des Tempels geführt hat: der nackte
Zeus schleudert den Blitz 9 e 9 en einen ebenfalls nackten G i g a n t e n.
Die beiden rechten Blöcke auf dieser Ccke sind oerloren. Der linke
Eckblock zeigt einen langbärtigen Gefallenen, dessen Kopf die Gie
belecke üllt; auf dem folgenden oerlorenen Block war wohl sein
Gegner dargestellt, auf dem dritten sieht man oor einem hohen
Altar eine thronende Göttin, gegen die ein Illann die fanze
zückte. Dann folgte der linke Panther. Klan darf schliefzen, daf3
die beiden Seiten des Giebels Szenen des Kampfes zwischen den
Giganten und Göttern enthielten, die durch die beiden Panther uoll-
ständig uon der lllittelgruppe getrennt sind. Die wenig gelungene
Komposition legt den Gedanken nahe, dafj der Künstler sich hier
zum ersten lllale an ein Giebelrelief gewagt hat. Die Dimensionen
entsprechen ungefähr denen der Porosgiebel des Hekatompedon in
Athen, aber das Relief ist uiel flacher, der Stil noch altertümlicher.
Im ganzen ist der Stil unattisch, feider fehlen in Korfu bisher
die kleinen Weihgeschenke, die sonst in archaischen und griechi
schen Heiligtümern so häufig sind, ebenso die Inschriften. Aber
der Altar ist gut erhalten, ein langgestreckter, mit einem fries uon
Kletopen und Triglyphen über dem Sockel uerzierter Bau, der eher
an sizilische als an griechische Altäre erinnert. Sine breite ge
pflasterte Strafje führt uon ihm zum Tempel.
(Die funde uon Schanis.) Die ehemalige Stifts-, jetzige
Pfarrkirche uon Schanis (Schweiz) ist einer durchgreifenden Re
stauration und Vergröfjerung unterzogen worden. Hiebei sind
bedeutsame Entdeckungen gemacht worden; die ältesten fundstücke
stammen aus derZeit Karls des Gralzen und zeichnen sich durch
prächtige Erhaltung aus. Vier lllarmortafeln, ganz mit Reliefs
bedeckt, sind zum Vorschein gekommen, einstige Bestandteile der
Altar- oder Chorschranken. Zwei der Steine waren Pfosten, zwei
füllungen; man sieht auf denselben die bekannten longobardischen