Nr. 18
Internationale S a m nt 1 e r - Z e i t u n g
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(Ankauf eines Altarbildes von Roger van
der Wey den.) Aus Paris wird uns gemeldet: Roger van
der Wey de ns Altarbild »Christus und das jüngste Gericht«
wurde von der Louvregalerie für 800.000 Pranken erworben.
Der Verkäufer ist der Pariser Kunsthändler Klein berge r,
dem es von Lady Theodora Grosvenor in London abgetreten
worden war. Das Bild hat im XV. und XVI. Jahrhundert der
französischen Familie de Braque gehört, deren Wappen sich
noch auf dem Rahmen befindet.
(Ein Meisterwerk Turners nach Amerika
verkauft.) Wieder muß der europäische Kunstbesitz den
Verlust eines der Meisterwerke von Turner beklagen: das
Museum der schönen Künste in Boston hat aus dem Besitze
der Familie Tabley Turners berühmtes Gemälde »Die Fälle
von Schaffhausen« erworben. Der Meister selbst bewertete
dieses ungewöhnlich große Bild stets sehr hoch und sah darin
eine seiner besten Leistungen. Das Format des Bildes beträgt
57 :92 Zoll, eine fiir Turner sehr ungewöhnliche Größe. Der
Ankauf des Gemäldes erfolgte aus dem Fonds, der jährlich
regelmäßig von Gönnern und Freunden des Bostoner Museums
zum Zwecke der Anschaffung von Kunstwerken fiir die Samm
lungen gezeichnet wird.
Vom Kunstmarkt.
(Die Auktion Guggenheim, Venedig.) Unter
den Bronzen der Sammlung M. Guggenheim, die vom
3Ü. September bis 4. Oktober unter der Leitung von Hugo
Fig. 12. Bronzener Türklopfer, 16. Jahrhundert.
H e 1 b i n g (München) und A. R a m b a 1 d i (Bologna) in
Venedig zur Versteigerung kommt, befindet sich ein inter
essanter Türklopfer aus dem 16. Jahrhundert. Er stellt einen
Mascaron mit Stierhörnern dar (Fig. 12).
(Auktionen bei Gebr. Heilbron in Berlin.)
In der letzten Nummer haben wir bereits auf die zweite Auk
tion der Sammlung Johann Orth (Erzherzog Johann Salvator)
hingewiesen, die im Berliner Kunstauktionshaus der Gebr.
Heilbron in Berlin vom 7. bis 9. Oktober stattfindet. Außer
der Orth-Auktion veranstalten die Gebr. Heilbron in der
nächsten Zeit folgende Auktionen: Am 23. September beginnt
die Versteigerung der Bibliothek des Dr. Julius Sagody
(Budapest), in der sich wertvolle Inkunabeln der Buchdrucker
kunst und eine große Reihe früher illustrierter Werke sowie
zahlreiche Hungarica und Juridica befinden. Am 26. September
folgt eine Auktion von Möbeln und Einrichtungsgegenständen
sowie moderner Gemälde und Kunstgewerbe. Am 30. Septem
ber werden Gemälde alter Meister versteigert. Am 21. Oktober
beginnt die. Versteigerung von Möbeln, alten Gemälden,
Miniaturen, Kirchengräten, Stoffen und kunstgewerblichen
Arbeiten in Gold, Silber und anderen Metallen aus dem Besitze
des Erzbischofs Dr. Gaston von Pettenegg (Wien).
(Versteigerung der Sammlungen Eugen
Schweitzer.) Vom 20. bis 24. November d. J. wird die
Buchhandlung Josef Baer & Co., Frankfurt a. M., die um
fangreiche Kunstbibliothek und das Kupferstichkabinett des
bekannten Berliner Kunsthistorikers und Kunstsammlers Eugen
Schweitzer versteigern. Die Bibliothek dürfte eine der
reichhaltigsten kunsthistorischen Sammlungen sein, die ein
Privatsammler zusammengebracht hat. Auch das 7200 Blatt
umfassende Kupferstichkabinett enthält wertvolle Stücke,
darunter solche von Rembrandt, Callot, Ostade, wertvolle
Schabkunstblätter und zahlreiche französische Stiche des
18. Jahrhunderts.
(Eine Sammlung von Glasscheiben.) Am
7. Oktober findet in der Galerie H e 1 b i n g in München die
Auktion einer Sammlung von Glasscheiben aus fürst
lichem süddeutschen Schloßbesitz statt. Etwa die Hälfte der
Glasscheiben sind Schweizer Wappenscheiben, unter denen
sich die wichtigsten Zentren und namhafte Meister befinden.
So ist von der Züricher Schule vorhanden: Jos. Murer, Hans
Heinrich Engelhart, Christoph Murer, Hans Jakob Nüscheler I
und II; von Winterthur Hans Ulrich Jegli, von Bern ein Zyklus
von sechs Scheiben aus dem Jahre 1728, von Bern-Aarau Hans
Ulrich Fisch II, von Zug Tob. Müller und von Konstanz Wolf
gang Spengler. Unter den Schweizer Scheiben, die keinem be
stimmten Meister zugeschrieben sind, befinden sich noch recht
interessante Stücke und Fragmente. Gut vertreten ist auch
Schwaben mit mehreren Kirchenscheiben sowie Wappen
scheiben seiner Adelsgeschlcchter und Aebte aus dem 16. Jahr-
Hundert. Ein Zyklus von vier Scheiben trägt das Wappen der
Streit von Immendingen und stammt aus den Jahren 1622 bis
1670. Wohl bayerischen Ursprunges ist die Wappenscheibe
des Philipp Wilhelm Herzogs von Bayern und Bischofs von
Regensburg (1559 bis 1598) und des Bischofs Edgar von
Kapfing von Freising (1695 bis 1720). Nürnberger Ursprungs
sind vier Wappenscheiben von Nürnberger Septemviri aus
den Jahren 1531 bis 1536. Weitere Wappenscheiben und Frag
mente sowie eine Folge von Apostelscheibchen dürften ebenfalls
in Siiddeutschland entstanden sein. Wertvolle Stücke sind vier
Fragmente von Kirchenfenstern aus der Blütezeit der französi
schen Glasmalerei aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Sie
stellen Heiligenszenen dar und sollen aus der Kathedrale von
St. Denis stammen. In einem Anhänge ^wurden Scheiben aus
verschiedenem Privatbesitz zusammengestellt, unter denen
interessante Schweizer Wappenscheiben, ferner deutsche und
französische Scheiben, vor allem eine große französische
Kirchenscheibe aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts vertreten
sind. Katalog mit zirka 46 Textklischees ist zum Preise von
3 Mk. durch die Kunsthandlung H e 1 b i n g, München, zu
beziehen.
(Die Sammlung P i c k e r t, Nürnberg.) Am
8. Oktober kommt in der Galerie H e 1 b i n g, München, der
Antiquitätennachlaß des verstorbenen Herrn Max Picke rt
(Nürnberg) zur Versteigerung. Es ist das der letzte Rest jenes
großen Antiquitätenbesitzes, den Pickert Vater und Sohn seit
Anfang des vorigen Jahrhunderts in Fürth und dann Nürn
berg vereinigt hatten und der älteren Sammlern und Kunst
freunden noch heute in guter Erinnerung ist. Was Max
Pickert bis zu seinem Tode behalten hat, sind zumeist Ein-
richtungsgegenstände, besonders hübsche Barock- und Rokoko
möbel von guter Arbeit und Erhaltung. Sodann bemerkens
werte Kleinkunst. Vor allem sehr schöne Buchsschnitzereien des
16. Jahrhunderts, Bilder zu biblischen Texten, in flachem Relief
mit vorzüglicher Sicherheit bei großzügiger Auffassung ausge
führt. Daneben hübsche Bestecke, anderes Kleingerät, Kuriosi
täten etc. Beachtenswert sind auch die Waffen dieses Nach
lasses. Vorhanden sind zum Beispiel ein schöner Zweihänder,