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dorfer Zentral-Gewerbevereines vernichteten in der Epoche des kunst-
gewerblichen„Aufschwunges" diese Industrie bis auf einige armselige Über-
reste und zwangen den grössten Teil der Dreher
und Schreiner zur Auswanderung. In dem welt-
abgeschiedenen Tale hatten sich die Formen
des XV. Jahrhunderts teilweise noch bis in das
XIX. Jahrhundert hinein erhalten. Einige der
originellen Stühle mit dreikantigen und halb-
runden Sitzen und Rücklehnen im Aachener
Museum, welche aus dem XVIII. Jahrhundert
datiert sind, Finden sich bereits genau so auf
Gemälden der altniederländischen Schule.
Den Vorrat der Hausfrau an Tellern und
Schüsseln vereinigt das Bord, ein hohes, ein-
faches Holzgestell mit vortretendem Sockel, an
welchem schwerere Gegenstände, wie Krüge,
Kannen, Butten, aufgehängt werden. Die
Schüsseln sind bunte Bauernfayencen, wie sie
in der Eifel und im Flachlande nördlich von
Aachen gemacht wurden, aus grobem Ton mit
weisser Engobe und Bleiglasur, verziert mit
- dick emaillierten Blumen, Figuren und Gelegen-
Wandhmme", Mßshg g'"i"""' heitssprüchen aller Art, wobei die Liebe und
XVIlI. Jahrhundert (Sammlung Wan- _
g„„„„,_ Aachen) der Karneval neben unserem Herrgott die
grösste Rolle spielen (sogenannte redende
Schüsseln). Auch Sgraffito-Arbeiten kommen vor mit Verzierungen, die
aus der weissen Engobe ausgekratzt sind und den braunen Grund des
Tones sehen lassen, ausserdem sehr viel holländische Fayencen. Hohl-
gefässe, wie Krüge, Kannen, Becher aller Art, dann Kerzenleuchter
und Öllampen auf hohem Fuss sind einfache, anspruchslose Arbeiten aus
Raerener Werkstätten. Die mit Reliefs geschmückten Steinzeuge haben
längst den Weg zu Museen und Privatsammlern gefunden. Nur unter den
grossen Buttertöpfen, den „Einmachsbaaren", finden sich ab und zu noch
mit Wappen und Rundbildern verzierte Stücke. Den Stolz der Familie, den
vornehmsten Schmuck der Küche bilden aber die Geräte aus Messing
und Kupfer, die in blinkenden Reihen auf der Anrichte versammelt sind,
einem Schranke, der das städtische Büffet vertritt und sehr wohl dessen
erborgten Namen ersetzen könnte. Die Anrichte erhebt sich auf vier
niedrigen Pfosten, etwa bis zu Brusthöhe und enthält hinter zwei
Flügeltüren eine Reihe von Fächern zur Aufbewahrung von Lebens-
mitteln und Speisegerätschaften. Auf die in starkem Profil vortretende
Platte sind häufig noch ein bis zwei Stufen zum Aufbau des Metallgeräts
gesetzt. Das kräftige Rahmenwerk der Türen und Seitenwände enthält
rechteckige Füllungen im Barockstil, manchmal auch geschnitzte Rosetten,