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nur das eine kannte, es diesen dereinst
gleichzutun an Brauchbarkeit und Ge-
schicklichkeit. Das beste Zeugnis stellte
sich der Handwerkerstand damit aus,
daß ihm kaum ein anderer Beruf an
Ausdauer gleichkam. Ohne Unterbre-
chung wurde ein und dasselbe Hand-
werk in einzelnen Familien durch viele
Generationen, durch viele Jahrhunderte
erblich, nicht aus Not und nicht aus
Unfähigkeit für einen anderen Stand,
sondern aus Liebe und tatsächlicher
Eignung. Das, was nun täglich wieder-
kehrt, der durch die heutigen Verhält-
nisse ganz begreifliche Abfall vom
Handwerk bei etwas günstigerer Le-
benslage, hätte damals einen Sturm der
Entrüstung bei den Mitgliedern der
Innung hervorgerufen und sie hätten,
wie es eine Schmiedezunft getan, ent-
schieden: „Es ist ein unerhörtes unge-
reimtes Ding in ihrer ganzen Stadt, daß
Schmiedekinder Doktores würden und
man möge es bei den alten löblichen Gewohnheiten lassen verbleiben".
Wie eingangs bemerkt, steht heute nahezu das gesamte Handwerk in
Gefahr, von maschinellen oder anderen großen Betrieben mit schablonen-
mäßiger Massenerzeugung erdrückt zu werden. Selbst beim vornehmsten
Handwerk, bei dem der Goldschmiede, tritt bereits die Geschicklichkeit des
einzelnen vor der Möglichkeit, ohne sie im großen und billiger zu erzeugen,
zurück. Nur wenige Handwerke haben auch für die Zukunft ihre alte Bedeu-
tung, ich erwähne hier nur das der Stempel- und Steinschneider, der heutigen
Graveure. Auch die Zinngießer könnten unter den alten Bedingungen fort-
bestehen, wenn dieses Handwerk nicht schon in früheren Zeiten durch eine
ehrliche Konkurrenz, nämlich durch eine solche des Materials erdrückt
worden wäre.
Das Zinn war im XVJahrhundert noch ein kostbares Material. Es
stand damals hinsichtlich seines Wertes gleich hinter dem Edelmetall. Erst
die Eröffnung neuer Seewege und rege Handelsverbindungen ermöglichten
im XVLJahrhundert eine größere Einfuhr aus dem Ausland. In den Städten
wurde es dann in großer Menge verarbeitet und galt, da der Preis herab-
gesetzt werden konnte, als das Silber der Armen. Die Blüte des Handwerks
fällt in das XVII., sein Untergang in das XIX. Jahrhundert. Als nahezu aus-
gestorbenes Handwerk und weil seine besseren Arbeiten zum Kunstgewerbe
zählen, verdient es die Festlegung seiner Geschichte, die Veröffentlichung
Abb. x. Zunftwappen der Salzburger Zinngießer,
XVII. Jahrhundert