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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 10)

plaketten von Hans Dürer herrührte. Wer die „Patronen", die den Bronze- 
oder Bleigüssen vorlagen, in Holz (oder Stein) geschnitten hat, ist natürlich 
nicht mit derselben Wahrscheinlichkeit zu sagen. Immerhin aber ist es nicht 
von der Hand zu weisen, daß Flötner auch diese geschnitten hat, um so 
mehr, als wir vom Beispiel des Krakauer Altars wissen, daß der Meister auch 
nach Entwürfen anderer Künstler Modelle herstellte und solche Beziehungen 
gerade zwischen Hans Dürer und Peter Flötner bestanden. Übrigens wird 
durch die Verwandtschaft der Passionsbilder auf der Außenseite des Krakauer 
Altars mit der „grünen Passion" Albrecht Dürers auch die Theorie Ignaz 
Beths, der für diese Gemälde Hans Dürer als Meister annimmt, wesentlich 
unterstützt. 
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S0- VON 
HARTWIG FISCHEL-WIENSW 
IE RÜHMESHALLE AUF DEM BÜRGSTALL. Unter den verschiedenen 
Preisausschreibungen, welche vom Gemeinderat der Stadt Wien ausgingen, bean- 
sprucht die letzte und größte erhöhtes Interesse. Der anmutige Bergrücken am Donauufer 
bei Nußdorf, welcher den Namen Burgstall trägt, ist durch Form und Lage sehr geeignet, 
ein Erinnerungsdenkmal von stattlicher Ausdehnung zu tragen. Der unbehindert freie Blick, 
welchen man von den Ufern der Donau auf ein Bauwerk genießen wird, welches den 
Rücken krönt, und der herrliche Blick ins Donautal, der von dem Denkmal aus sich öffnen 
wird, erfüllen die günstigsten Vorbedingungen für die Planung und die zukünftige Ver- 
wendung einer Ruhmeshalle. 
Wenn man die gute photographische Aufnahme betrachtet, welche den Konkurrenten 
zur Einzeichnung ihres Entwurfes bereitgestellt wurde, so tritt die Notwendigkeit der 
Rücksichtnahme auf das breite Landschaftsbild als wesentliche Vorbedingung deutlich 
hervor. Zugleich erkennt man die maßgebende Bedeutung, welche der Leopoldsberg mit 
seinem gut proportionierten Kirchenbau üir die Entwicklung der Silhouette besitzt. 
Eine Aufgabe von so ausgesprochen künstlerischem Charakter muß auch in wahrhaft 
künstlerischem Sinne gelöst werden. Die Einfügung eines Denkmals in die von der Natur 
gegebene schöne Situation und der würdige Aufbau im Sinne einer kraftvollen, mutigen 
Generation, die Großes vollbracht hat, fordern die höchste Anspannung der Krähe. 
Allerdings haben sich zahlreiche Konkurrenten gemeldet; es liefen 36 Projekte ein, 
von denen fünf prämiiert wurden. Man kann auch hervorheben, daß in mancher Hinsicht 
wertvolle Arbeiten zur Klärung der Frage beitragen. Aber eine bedeutende Leistung, die 
überzeugend und begeisternd wirken könnte, ist nicht eingetroffen. Es haben sich oiTenbar 
auch noch jene Kräfte ferngehalten oder wurden durch die Zeitverhältnisse an der Arbeit 
verhindert, die Ausschlaggebendes bringen konnten, und so überwiegen diejenigen Projek- 
tanten, die unter dem Einiluß bereits vorhandener Lösungen älterer Künstler standen. Die 
Einflüsse der Graner Basilika, der Schönbrunner Gloriette und anderer älterer Denkmale 
sind deutlich fühlbar; auch die jüngeren deutschen Arbeiten von den Bismarck-Säulen bis 
zum Völkerschlachtdenkmal haben Nachwirkungen ausgeübt, die aber immerhin kraftvollem 
Zusammenschluß und modernem Formempiinden günstiger waren, als die Nachwirkungen 
alter Stilperioden. 
Die konventionellen Lösungen überwiegen auch bei den Preisträgern; der Mut zu 
neuen, im Sinne der großen Zeit von großen Gefühlen getragenen Bildungen scheint noch 
zu fehlen. Das Beispiel Deutschlands, das für seine Erinnerungsdenkrnäler einst ganz 
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