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nissen kann von einer erfolgreichen Concurrenz nicht die Rede sein.
Dazu kommt noch, dass ein grosser Theil der zur Glasfabrication erfor.
derlichen Chemikalien, wie Soda und Sulfat, eingeführt werden muss.
Entweder müssen die Glashütten in die Nähe der Kohlenwerlse verlegt
werden, wie es bereits in Steiermark, Siebenbürgen, Ungarn und in Böh-
men in Kutz und Radnitz geschah, oder die Communicationsmittel müs-
sen dergestalt ausgedehnt und vervollkommnet werden, dass der Kohlen-
transport auch nach den abgelegenen Glashütten vortheilhatt erscheint.
Bei der Anlage der österreichischen Eisenbahnen wurden aber fast durch-
gängig die allgemeinen Staatszwecke und militärischen Rücksichten vor-
angestellt und die industriellen Verhältnisse in der auffallendsten Weise
vernachlässigt. Zum Prosperiren der Glasindustrie gehört freilich, wie
oben schon angedeutet, eine blühende chemische Industrie und
ausserdem ein innigeres Verständniss der kunstgewerblichen
Seite der Fabrication.
Was die statistischen Verhältnisse der österreichischen Glasindustrie
betrifft, so gab es nach amtlichen Erhebungen im J. 1865 211 Glashütten mit
267 Oefen und 2265 Glashäfen. Dieselben erzeugten Rohglas verschiedener
Art im Werthe von 20,600.000 Francs und beschäftigten 9535 Arbeiter.
Gruppenweise finden sich die mit Holzfenerung arbeitenden Hütten im Böh-
merwalde und im südöstlichen Böhmen , nach Mähren und Niederöster-
reich hinüberreichend, und an der Drau in Steiermark; vereinzelnte Hüt-
ten bestehen in den Wäldern der Karpathen. Die mit Stein- und Braun-
kohle betriebenen Glaswerke bestehen in kleineren Gruppen oder ver-
einzelt in der nächsten Nähe der Kohlenfelder in Böhmen und anderen
Kronländern. Die Veredelung des Rohglases durch Malen, Schleifen
u. dgl. geschieht theils auf mit den Glashütten verbundenen Raffinerie-
werken, theils auf dem Wege der Haus-Industrie. Letztere, so weit sie
sieh auf die Veredlung von Hohlglas bezieht, findet sich eoncentrirt in
der Umgegend von Haida und Stein-Schönen (Böhmen), für Glaspasten
und Stangenpasten in der Umgegend von Gablonz. Die Glasveredlung
beschäftigte im Jahre 1865 52.500 Personen, deren Arbeit einen Werth
von 25 Millionen Francs repräsentirt.
Während die Erzeugung von Tafel- und Hohlglas dem inländischen
Bedarfe genügt, findet Einfuhr von gegossenem Spiegelglas statt, und
' zwar 1865 168.300 Kilogramm. Dagegen findet die Produetion von raffi-
nirten Glaswaaren (geschliGenes, geschnittenes, vergoldetes, bemaltes und
soustig verziertes Krystall- oder farbiges Glas) ihren Hauptabsatz nach
dem Auslande. Der Export dieses Artikels betrug:
1861 114.691 Centner
1865 118.000 „
im Werthe von 34,500.000 Franes.