als auch die plastisch gearbeiteten Thierköpfe richtiger gezeichnet, natura-
listisch trefflicher aufgefasst, als wir es heute noch vom Durchschnitte
der ländlichen Bevölkerung erwarten dürften.
Trotzdem laufen die Feuersteine und die Bearbeitungsweise derselben
nebenher, und finden sich zwischen diesen Objecten noch keine geschliffenen
Steinwatfen, wie sie später in den Pfahlbauten gefunden werden. Anderer-
seits verlieren sich, wie sie später sehen werden, wieder diese künstlerischen
Schnitzwerke und die figuralen Darstellungen überhaupt in späterer Zeit
und es steht diese Rennthierzeit der Madeleine, wie sie von Mortillier
genannt worden ist, gewissermassen unvermittelt zwischen zwei Cultur-
epochen, der der präglacialen, oder doch frühglacialen Zeit der mandel-
förmigen Feuersteinäxte und der Zeit des polirten Serpentins oder der
Pfahlbauten.
Ausser den genannten Gegenständen aus Rennthierhorn sind noch
eine grosse Anzahl von spitzen Instrumenten in dieser Epoche gefunden
worden, welche als Nadeln, Pfriemen u. s. w. bezeichnet werden, und
andere mit rundlichem, glatten Endtheile, die zur Abhäutung und Glättung
der Häute gedient zu haben scheinen; durch diese Instrumente ist man
auf die Vermuthung geführt worden, dass unsere Urbewohner sich mit
den Fellen der Thiere bekleidet hatten, wobei die Nadeln zum Zusammen-
fügen gebraucht wurden.
Auch Schmuckgegenstände treten hier zum ersten Male auf. Es sind
dies durchbohrte Muscheln, die manchmal aus weiter Ferne, vorn Meeres-
strande stammen und Zähne der erlegten Thiere, die an der Wurzel durch-
bohrt sind und abwechselnd mit diesen Muscheln am Halse getragen werden
konnten.
Ueber das Vorkommen der Töpferwaaren, die später hin als ent-
scheidendes Moment für das Alter eines Fundes, oder für die Culturstufe
der Bevölkerung angesehen werden, sind die Ansichten noch verschieden.
Sehr viele Fundstätten der Marnrnuthzeit, sowie der späteren Rennthier-
zeit entbehren dieses Geräthes. In anderen wurden indess Gefässtrümmer
gefunden. Diese Differenz, sowie manche andere den obigen Systemen
widersprechende Höhlenfunde haben vorzüglich unter deutschen Gelehrten
Anlass zu einer entgegengesetzten Ansicht geboten, welche die Vereisung
unserer Centralalpen und die Existenz der diluvialen Thiere näher an die
historische Zeit rücken würde und welche den mit diesen Thieren gleich-
zeitig lebenden Menschen schon als einen Einwanderer ansieht, welcher
nicht nur den Feuerstein bearbeitete dort wo er ihn fand, sondern welcher
auch schon von allem Anfang an die Knochen zu bearbeiten, den Lehm
zu formen verstand und mit dem Feuerstein Handel trieb.
Ohne auf diese Differenz hier näher eingehen zu wollen, will ich
nur hervorheben, dass Prof. Fraas dem Menschen der Mammuthzeit ein
neues Werkzeug zuwies, welches in seiner Art auch wirklich praktisch und