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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIII (1878 / 157)

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Man hatte auch gläserne Lampen, ein Geräth, mit welchem die Car- 
mina burana die Leuchte des Nachtgestirns vergleichen: 
dum Dianae vitrea 
sero lampas oritur. 
Sehr merkwürdig ist die Verwendung des Glases bei Sculpturen jener 
Zeit, wovon mir ein seltenes Beispiel bekannt ist. An der Dornkirche zu 
Lodi bel-indet sich nämlich ein Relief vorn Jahre 1163, angeblich nach 
der Zerstörung des alten Laus Pompeii dahin gebracht, bemalt, das letzte 
Abendmahl Christi vorstellend; die Augen der Figuren sollen aus blauem 
und weissem Glase eingesetzt sein. 
Glastruhen - was darunter zu verstehen sei, steht wohl dahin - 
werden 1386 als Importartikel aus Venedig in dem Zolltariie der Stadt 
Enns in Oesterreich erwähnt, eine der frühesten Andeutungen über die 
berühmte Fabrication Murands. In Pauli's nSchimpf und Ernstu wird 
dann erzählt, dass die Venezianer Kaiser Friedrich IV. Glasgeschirre zum 
Geschenke gemacht hätten. (Nr. DCXXIII.) 
Theophilus gedenkt im II. Buche, cap. 19, einer Technik, dazu die- 
nend, um auf schwarzen Glasstücken in den Fenstern durch Auskratzen 
helldurchschimrnernde Buchstaben und Schnörkel herzustellen; eine Pa- 
rallele bildet dazu eine Stelle in Hartmanms nEreku (zwischen 1191 und 
1197), woselbst der Dichter das Herz einer durch das Unglück ihres Ge- 
liebten betrübten Dame vergleicht mit einem Glas von schwarzer Farbe, 
welches man schabt, dass 
- diu varwe abe kaeme, 
sü wurde iz genaeme 
und licht daz 6 vinster was. (5614 ff.) 
Ich füge hier noch einige Notizen über alte Glashütten in Oestcr- 
reich bei, welche minder bekannt sein dürften. Bei Waidhofen an der Yps 
heisst ein Bauerngut, welches bereits 1316 genannt wird und zwar unter 
der Bezeichnung glashut foedum, wie vor Alters Glashütten, ebenso er- 
scheint eine Ansiedlung Glashütte in der Klammer am Fuss des Schöpfel- 
berges in Niederösterreich und ein Glasbüttenberg daselbst bei Klausen- 
Leopoldsdorf. Andere Bestände der localen Fabrication waren (und sind 
zum Theil noch) Ambach, Viehofen, Kleinrust, Glasberg, Steinbach, Tür- 
nitz im Viertel_ob dem Wiener-Wald, zu Pölla im Viertel unter demsel- 
ben; in Oberösterreich bei Liebenau heisst ein Ansitz noch beim Klein- 
glashütterbauer. Die Neuhauser Spiegelfabrik bezog ihren Sand zum 
Schleifen der Glasplatten von Aggsbach bei Furth in Niederösterreich. In 
Böhmen errichtete Paul Schirmer (oder Schirnr?), Glaser zu Falkenau, 
1443 daselbst (bei Steinschönau) eine Hütte; jene von Reichenau erwähnt 
der alte Tupograph Merian. ln Daubitz wird schon 1442 jene des Berka 
von Duba genannt, in Kriebitz 1504 die durch Friedrich Amon gegründete. 
Die Schirmer, Schierer oder Schürer, genannt von Waltheimb, müssen die 
Falkenauer Industrie in ihrer Familie zu bewahren gewusst haben, denn
	        
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