Lageuin öffentlichem Garten und das italienische Klima begünstigte diese
Ausstellung sehr.
Mit ganz besonderer Umsicht wurde die Ausstellungsliteratur be-
handelt. Der Katalog der Ausstellung ist mit Illustrationen versehen. Der
officielle Katalog der Industrie-Ausstellung umfasst zweispaltig 529 Octav-
seiten, ist mit einer statistischen, datenreichen Einleitung und einem
Index versehen. Um das heutige Mailand bei diesem Anlasse würdig zu
schildern, _ haben sich eine Reihe von hervorragenden Schriftstellern zu
einem Sammelwerke geeinigt, welches bei S. Sonzogno erschien, den Titel
führt Mediolanum und sich die Aufgabe gestellt hat, das heutige Mailand
in artistischer, antiquarischer, industrieller und gesellschaftlicher Weise zu
schildern. Das Buch, tiicht ohne wissenschaftlichen Wcrth, ist auch mit
Illustrationen versehen. Neben diesen Publicationen erschien auch ein
kurzer populärer "Guida del Visitatore-i und eine illustrirte Zeitung über
die Ausstellung. Wer sich daher über Mailand und die Ausstellung
orientiren will, hat ein reiches literarisches Materiale zur Verfügung.
Eine Eigenthümlichkeit der Mailänder Ausstellung bildete die Aus-
stellung der Costüme des heutigen Landvolkes von Italien. Bei
dem Umstande, dass die Costüme im Verschwinden begriffen und in vielen
Beziehungen interessant sind, war diese Ausstellung sehr lehrreich. Sie
bildet den Kernpunkt für ein künftiges industrielles und ethnographisches
Museum. Es sind mit den Costiimen zugleich auch die Hausgewebe und
klVerkzeuge, kurz Alles vorgeführt, was zur Illustration des Volkslebens
dienen kann. Das Material zu dieser Ausstellung haben Kunstfreunde und
Localmuseen geliefert. Diese Ausstellung wurde durch die Herren Ro-
becchi, Conalia und Pini geleitet und in dieser Costümabthcilung ist ganz
Italien vertreten
Schließlich kann man die Bemerkung nicht unterdrücken, dass die"
Veranstalter der Ausstellung sich sehr wohl der civilisatorischen und
socialen Mission großer Ausstellungen bewusst sind. Es wurden öffentliche
Vorlesungen veranstaltet und zugleich Sorge getragen, dass die Arbeiter
und das Landvolk leicht Zutritt in die Ausstellung erhielten. Da der ita-
lienische Arbeiter und Landmann bisher in fast völliger Abgeschiedenheit
vom Auslande gelebt hat, so begreift man, dass man in der Ausstellung
vielen vergnügten und erstaunten Gesichtern begegnet ist. Ihr Benehmen
ist musterhaft. Aber trotzdem kann man es sich nicht verhehlen, dass
die agrarischen und Arbeiterverhältnisse dunkle Punkte im heutigen Italien
bilden, welche ernste italienische Politiker und Nationalökonomen zum
Nachdenken auffordern.
Mailand, Ende September 188i. R. v. E.