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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XI (1876 / 135)

XXXVI Die gegenwärtigen Aufgaben der Vcrwaltungaiti desstischen Bildungsw csens. 
derer Techniken in den Ateliers, Docenten, Lehrer der Vorberei- 
tungsschule. Während die Docenten der Hilfsfächer im Genüsse ihrer bisherigen 
Bezüge und Honorare verblieben, müsste den Professoren der Fachschulen selbst- 
verständlich mindestens dasselbe Einkommen geboten werden, wie es für die 
Fachvorstanrle der Staatsgewerbeschulen systemisirt ist. Ungemein schwierig erschiene 
eine Systemisirung der Stellen um Atelier der chemisch-technischen Versuchs- 
station und für einzelne besondere Techniken, da an die mannigfaltigen Lebens: 
Verhältnisse in diesen Berufszweigen ein annähernd gleicher Massstab nicht zu legen 
ist. Es dürfte desshalb gerathen sein, hier nur von Fall zu Fall Dienstverträge 
zu vereinbaren und in solcher Weise vor Allem den wichtigsten Gebieten der 
Keramik, der Ciselirkunst und Holzplastik Vertretung zu sichern. Was schliesslich 
die Lehrkräfte der Vorbereitungsschule betrim, so wären diese den Lehrern der 
übrigen Staatsgewerbeschulen dem Range und den Bezügen nach gleichzustellen 
und nach Thunlicbkeit aus dem Kreise der erprobtesten, im österreichischen Schulr- 
wesen wirkenden Fachmänner auszuwählen. 
Wichtiger als diese finanziellen sind die Vortheile, welche eine Scheidung 
der beiden Schulen für die Organisation jeder derselben in sich schliesst. Denn 
in gewisser Beziehung widersprechen sich geradezu die Bedürfnisse der einen und 
der anderen. Während nämlich die Vorbereitungsschille zur Erreichung ihrer Ziele 
der Einheit der Leitung, genau bestimmten lneinanrlergreifens der Lehrgegenstünde 
und müglichster Festigkeit des ganzen Gefüges bedarf, können die Fachschulen 
nur dann gedeihen, wenn jedem Professor ein hoher Grad von Selbstständigkeit 
gesichert ist, dem Schüler mannigfaltige Bildungswege ermöglicht werden und die 
Einrichtungen leicht verschiebbar sind, je nach Umfang und Schwerpnnct indivi- 
dueller Begabung der einzelnen künstlerischen Lehrkräfte. An der Vorbcreitungsschule 
strebt Alles nach Einem gemeinsamen Lehrziel und darmwbedingt die Vereinigung 
der administrativen und didaktischen Leitung in Einer Hand hier den Erfolg; an 
den Fachschulcn gehen die Lehrziele zahlreich auseinander wie die artistischen 
Forderungen der Industrie selbst; für mannigfach geartete, ja für einander wider 
sprechende Richtungen, die sich,wol innerhalb der Anlagen Eines Menschen 
ausschliesseu, die aber im gewerblichen Leben neben einander vorkommen, sollen 
verschiedene Kräfte herangebildet werden. Hier kann also nicht Ein Gebot das 
Ganze beherrschen, müglichster Reichthum der Entfaltungen ist anzustreben und 
es bleibt eine Nothwendigkeit, an der wechselnden Vertretung der Schule nach 
Aussen festzuhalten. Darum empfiehlt es sich, diesen Vertreter jedes Mal vom 
Lehrkörper wählen zu lassen, dagegen die administrative Leitung stabil in die 
Hände eines Beamten - etwa des Secretars des Museums - zu legen. So wird 
die Verschwendung der kostbaren Zeit productiver Künstlerkräfte auf administrative 
Arbeiten vermieden, den Geschäften gleichmässige Führung emmglicht, die ge- 
sammte Schule vor einseitiger Richtung bewahrt und der Schule jedes Meisters 
Freiheit der Entwicklung gesichert. 
Nicht als unwesentliches Moment ist es hiebei anzusehen, dass die Regierung 
sich der misslichen Aufgabe enthoben sieht, durch Bestellung einer ständigen 
künstlerischen Leitung eine bestimmte Stylrichtung von Staatswegen zu bevorzugen.
	        
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