darthut. Schon Cennini am Ende des 14. Jahrhunderts ruft in seinem
Buche über die Kunst begeistert aus: "Die vollkornmenste Führerin, das
beste Steuer und die Triumphpforte des Zeichnens sei die Natur; ihr
allein müsse man sich anvertrauen, sobald man begonnen habe, in sein
Zeichnen Gefühl legen zu könnenul
Die eigentliche geistige Brücke aus dem Gebiete der Dichtkunst in
das der bildenden Künste schlagen aber die Abhandlungen Leo Battisra
Alberti's. Er übersetzt die Anregungen zur Naturliebe, die er von den.
Dichtern empfangen, in eine dringende Aufforderung an die Künslter zum
Studium der Natur. Er richtet seine Worte zunächst an die Maler, die
er von geübten Handwerkern zu selbständigen, aus innerer Begeisterung
schaffenden Künstlern umbilden will, zu Männern, die mitten drinnen
stehen im geistigen Leben ihrer Zeit. lndem aber die einzelnen Zweige
des KunstschaEens jener Epoche nicht selten in ein und derselben Person
ihre Vertreter haben und obendrein die Malerei bald an die führende
Stelle zu treten berufen ist, übt sein Tractat auf die gesammte Kunst
eine mächtige Wirkung.
Seine Abhandlung wird, wie ein genauer Kenner der italienischen
Renaissance, Hubert Janitschek, sich ausdrückt, das wKunstprogramm der
neuen Zeile, und dieses Programm gipfelt in einer Liebe zur Natur,
welche die Renaissance zum Ausgangspunkte einer neuen Weltanschauung
stempelt. Thöricht nennt er den Mann, welcher sich auf seine eigene
Kraft verlässt, aus seinem Kopfe Formen und Gestalten zu formen wagt,
ohne die Natur zu Rathe zu ziehen.
Diese treue Beratherin wird nun auch in der That um Form und
Farbe, Licht und Schatten,_inneren Bau und äußere Erscheinung, kurz
um alle jene bisher nnbeachteten Feinheiten befragt, welche ein ge-
schärftes Auge zu entdecken vermag, und die Antike steht dem Forscher
wie ein pädagogisch geschulter Lehrmeister dabei zur Seite.
Es war nicht anders möglich, als dass diese Naturliebe auch auf
die Entwickelung der Decorationskunst einen sehr entscheidenden Einfluss
nahm. - Wie die Dinge lagen, war sie drei verschiedenen Einwirkungen
ausgesetzt: den Einwirkungen der vorausgegangenen Gothik, der Antike
und des Naturstudiums.
Erinnern wir uns vor Allem in raschem Ueberblick an das was
der Antike angehört. Die ornamentalen Sculpturen an den Ruinen
Roms, an Sarkophagen, Thüreinfassungen, Candelabern, Vasen u. dgl.
bildeten für den Anfang ohne Zweifel die Hauptqnelle antiker Motive.
Da wir den größten Theil dieser Monumente heute noch besitzen, ist
es nicht schwer, ihren Schatz an Ornamenten festzustellen. Nur einige
ganz besonders naheliegende Beispiele seien erwähnt. Einen prächtigen
Fries aus Akanthus-Voluten, Greifen und Candelabern zusammengestellt,
trägt der Tempel des Antoninus und der Faustina am Forum roma-
num, schöne fortlaufende Gesimsbänder aus Palcnetten und Akanthus-