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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1893 / 5)

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engsten Sinne des Wortes einnehmen, aber keine keltische Herrschaft 
in Mittelitalien aufrichten. 
Von der westlichen Poebene haben wir daher nicht viel zu sagen, 
desto mehr von der östlichen und von Mittelitalien, wo die verhüllten 
Götter der Zukunft geheimnissvoll getragen wurden. Auch die Genien 
der Kunst und Industrie befinden sich unter diesen Gottheiten; aber 
ihre Sprache ist noch Jahrhunderte lang ein kindliches Nachlallen wenig 
bedeutender Mutterworte. 
Unter den Alpenseen Oberiraliens ist am pfahlbaureichsten der kleine 
Lago di Varese zwischen dem Comosee und dem Lago Maggiore. Sieben 
Dörfer lagen in diesem engen Wasserbecken; aber alle sieben Stationen 
haben neben zahllosen Topfscherben und Steinartefacten (worunter 
mehrere tausend Pfeilspitzen aus Feuerstein) nur rSo-zoo Bronzen 
geliefert. Zur Vergleichung sei angeführt, dass die sieben Pfahlbauten 
des Lac du Bourget in Savoyen gegen 4000, die Pfahlbauten im Bieler- und 
Neuenburger-See in der Westschweiz ungefähr 20.000 Bronzen geliefert 
haben. Diese Menschen erhielten die Bronzewaaren sicherlich als fertige 
Handelsartikel von auswärts, während die Steinpfeilspitzen an Ort und Stelle 
gefertigt wurden. Es gab sogar eigene Werkstätten für die Arbeit in 
Feuerstein: vollendete und unvollendete Stücke sowie Abfälle finden sich 
nur an gewissen Stellen, während z. B. Topfscherben und andere Küchen- 
reste überall umherliegen. An anderen Orten, wie in dem Pfahlbau von 
Lagozza, scheint man wieder vorzüglich die Fabrication thönerner Spinn- 
wirtel und Webstuhlgewichte betrieben zu haben. 
Wenden wir uns dagegen zu der der östlichen Pfahlbaugruppe 
angehörigen Station von Peschiera im Gardasee, so finden wir einen 
blendenden Reichthum an Werkzeug-, WaEen- und Schmuckformen, alle 
in goldiger Bronze, schön und zweckmäßig ausgeprägt. Wir treffen da 
allerlei Typen von Bellen und Meißeln, Sicheln, Messern, Pfriemen, Nadeln, 
Harpunen, dann Lanzenspitzen, Rasirmesser mit doppelter Klinge, Hals- 
ringe, Armbänder, Ohrringe, Fibeln, Haarnadeln, Spiralrollen, vielleicht 
Locltenringe - daneben nur äußerst wenig Steingeräth, d. h. einige 
Messer und Pfeilspitzen aus Feuerstein. 
Der Bronzereichthum des Pfahlbaues von Peschiera hat eine doppelte 
Ursache: erstens die bessere Lage dieser Station und zweitens die längere 
Dauer derselben. Man unterscheidet unter den Metalltypen dieses Fundortes 
eine ältere und eine jüngere Gruppe. Die erste umfasst jene Formen, 
welche man auch in den Terramaren der Emilia wiederfindet; die zweite 
wird von den Objecten der entwickelten Bronzezeit, des sogenannten 
bel-äge du bronze, gebildet. Zur ersten Gruppe gehören die Flachbeile 
und Paalstäbe, die Meißel und Sicheln, die doppelten Rasirrnesser und 
die olivenblattförmigen Dolchmesser mit flacher Griffzunge. Zur zweiten 
Gruppe rechnet man die einschneidigen Messer, die Halsringe und allen 
anderen Ringschmuck einschließlich der Spiralrollen. - Peschiera bildet
	        
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