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Ein Hinderniss, das weiterer Verbreitung des fraglichen Unterrichtes im Wege
steht, ist der Mangel an geeigneten Lehrkräften. Auf dem Lande sind es meist die
Lchrersgnttinnen, welche sich mit dem Unterrichts: befassen; der Landesscbulrath hat
jedoch bereits die nothigen Einrichtungen nur Erolinung eines eigenen Lehrcurees für
Arbeitslehrerinnen getroden, an dass künftig nur geprüfte Lehrerinnen dieser: Unterricht
besorgen werden. '
Den von den Bezirkscchulrathm an den dllentlichen Volksschulen bestellten Loh-
rerinnen werden gemäss g. 3x des kärnthnerischen Landesgesetzes vom 27. October 197!
Z._ 24. fixe Remuneraticnen aus dem Landeaschulfonde bewilligt.
In Krnin wird der Unterricht in den weiblichen Handarbeiten nur an 3 Volks.
schulen, 2 Madchenschulen. 2 Kloster-schulen tmd nn to-Privatinntimten ertheilt. Warum
dieser Unterricht an den Volksschulen an wenig vertreten, wird in dem Berichte nicht
mitgetheilt. Dns durchschnittlich: Lehrprogramm umfnent du Stricken, Nihin, Häkeln,
Sticken; die einstündige Lehrzeit ist auch hie: eingeführt.
Triest weist 8 otfentlicbe städtische Schukn, 23 Privet- und loTcn-itnrielschltldn
aus, an welchen der fragliche Unterricht ertheilt wird. Derselbe wird von der Clesscn-
lchrerin versehen, ausser in der städtischen Schule, im Arrnenhause und in 3 Territorial-
schulen, wo die Geschlechter nicht getrennt und eigene Arbeitslehrerinncn bestellt sind.
Das Lehrprngramm der Territcriahchulen umlnent Stricken, Nahen, Hebeln, Merken,
Stopfen und Ausbessern; das der höheren Classen der Stedtsehulen: Weies- und Bunk-
stickerci, Filet. Frivolität und sonstige Luxuearbeiten.
Der Bericht erwähnt die Industrie-Ausstellung zu Triest im Jahre 18m. weiche
glänzendes Zeugniss fnr die Leistungen dieser Schulen gab.
Die städtischen Schulen zählten irn letzten Schuljahre ä3o7 Schülerinnen. welche,
in 37 Classen getheilt, 705 Arbeitsstüclte vollendeten. Die IO Territorilkchulm wiesen
2175 Arbeiten von praktisc ein Werthe aus, welche von den Schtllerülnen für des Haus
und den Bedarf der eigenen Familie angefertigt wurden.
Ausser den vorgenannten Schulen sind in der Stadt Triest selbst 19 Arbeitnechulcn
und 3 weibliche Confersinnsscbulen: eine griechisch-orientalische, eine lsrnclüiszhe und
die der evangelischen Gemeinde.
In Göre bestehen keine Arbeitsschulen für schulpflichtige. Mädchen, weder reiben
ständig noch in Verbindung mit: den Volksschulen; nur in Seseann wird an einer Volks-
schule solcher Unterricht von einer Lehrerin crtheilt, welche nur einer Stiftung die Re-
munerntinn von 63 H. bezieht. ln eilen Mndchenschtlleu der Provinz und zwar an z:
blfentlichen und 6 Privatschulen ist der Unterricht in den weiblichen Handarbeiten dilv
geführt. Um Lehrpregrnmm begreift des. Stricken, Nähen, Häkeln, Merker-l, Atubeßern
und Stopfen, in einigen Schulen du Zuschneiden von Wnaehe und leichte Kunstnrbeiten.
Das Verstdndnias für den Nutzen der weiblichen Handarbeit war bis vor Kurzem
bei der Bevölkerung den Landen sehr gering. Der Erlös, den solche Arbeit als Erwerbst-
mittel bot, wer sehr unbedeutend. und dadurch echien sie selbst wenhloe. Seit der Los-
trennung der italienischen Provinzen und durch den seither gesteigerten Fremdenbanch
ist die Nnchfmge nach weiblichen Handarbeiten jedoch bedeutend gewachsen und sind
dieselben zu einem nicht geringen Erwerbszweige. der weiblichen Bevölkerung geworden,
welche ein eigenthnrnlicher Kunstsina und: leichte Auffassungsgabe auszeichnet. Schulen,
die einzelne Zweige der weiblichen Handarbeit pflegen, wie Spitzen, Gnldstickerei, Kuüpl-
arbeiten cm, Anstalten, die weit über Zweck und Wesen der Volksschule hinausgehen,
dürften bei den eigenthm-nlichcn Verhältnissen des Landes und seiner Bevollterung von
grossem, wahrem Nutzen sein.
In Schlesien wird in an ötfentlichen und Privatschulen: der Unterricht in den
weiblichen Handarbeiten ertheilt; derselbe wird nur in den Städten nngestrebl, auf dem
Lande werden die kleinen Mädchen nach Thunlichkeit dem Scltulbesuche entzogen, um
sie im Hause und Felde zu verwenden. Aus Jablunknu wird berichtet, das: von 160. die
Volksschule besuchenden Mldchen circa 70. keinen Unterricht in den weiblichen Hemi-
arbeiten erhalten. in einzelnen Schulen, sn in der Volksschule zu Bntedorf. werden die
Kinder durch Privatwohlthütigkeit mit Arbeitsmnterinle venehen und innen-richtet. ln
mehreren Schulen den Flnchlcudes unterrichten die Freuen und Töchter der Lehrer, -
oft in ungenügender Weße. Nur durch die Hernnbiütxng von tauglichen Lehrerinnen
kann der nterricht im Lande erspriesslich gefördert und den Anforderungen der Schul-
ordnung genügt werden.