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Volltext: Alte und Moderne Kunst VII (1962 / Heft 58 und 59)

 
 
 
sein. Auch Fingerringe stellte man 
daraus her, denen man die Eigen- 
schaft zuschrieb, den Träger bei 
großen Angstzuständen vor Herz- 
schlag zu schützen, indem dafür 
der Ring zersprangl). Sogar das 
Blut des erlegten Tieres mußte 
aufgefangen und in irdenen Ge- 
schirren im Backofen gedörrt 
werden, um es dann an die fürst- 
erzbischöfliche Hofapotheke in 
Salzburg senden zu können. 
Die Erzbischöfe von Salzburg 
waren damals ja auch die Herren 
des Zillertales, in dessen hinter- 
stem Teil i der Gungl und der 
Floiten i die Steinböcke gehegt 
wurdenl). 1584 waren die Jagd- 
rechte in diesem Gebiet von den 
Keutschachern, die sich der XVild- 
diebe nicht mehr erwehren konn- 
ten, an Erzbischof Johann Jakob 
Kuen-Belasy abgetreten worden. 
Der Erzbischof vervierfachte die 
Zahl der Jäger, ohne dadurch die 
Verminderung der Steinböcke 
durch Xxfildschützen verhindern 
zu können. Diese kamen einzeln 
und in Rotten auch aus dem 
Tirolischen in die Floite und 
(iungl, um der so kostbaren und 
heilkräftigen Jagdbeute habhaft zu 
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werden. Zahllose Strafmandate 
wurden in den Orten angeschlagen, 
in denen jeder, der mit einer Büch- 
se im Revier angetrotfen wurde, 
als vogelfrei erklärt wurde. Bei 
Gefangennahme drohte ihm die 
peinliche Befragung (Tortur), Haft 
auf der Festung Hohensalzburg, 
auch jahrelange Schanzarbeit in 
Fußeisen oder sogar Verschickung 
nach Venedig (ialeeren- 
strafe 3). 
Im Jahre 1669 bringt das Obrist- 
jägerarnt Beschwerde vor, daß die 
„XVildl sich in die hochfürstlichen 
Gjaidter einschleichen und gar mit 
Nebelkappen und anderer Ver- 
stellung", um sich hicclurch un- 
kenntlich zu machen. Die „schad- 
lichen Bösewichter" dezimierten 
den Bestand so stark, daß man sich 
1694 entschließt, die ganze Stein- 
bockkolonie zu fangen und in das 
dreißig Kilometer südlich der Stadt 
Salzburg gelegene Tennengebirge 
zu übersiedeln. Neunzig der 
schwindelfreiesten Jäger werden 
ausgeschickt, die Tiere zu fangen. 
Es gelang nur mit großen Kosten 
und Verlusten an Tieren. Die 
Jäger erhielten pro gefangenen 
Steinbock vier Reichstaler Beloh- 
ZU!" 

	        
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