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Volltext: Alte und Moderne Kunst XII (1967 / Heft 93)

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Der Ansitz, schon 1392 als Lusthaus Erz- 
bischof Pilgrims von Puchhcim erwähntl, 
wurde 1549 von Ernst von Bayern, der 
nur als „Erwählter und Administrator" (er 
war nicht Priester) dem Erzstift Vorstand, 
neu gebaut. Die Salzburger Chronik schreibt 
„erstlich hat er den Freudensaal, darinnen 
sich ein jeder Erzbischoff, so er cinreiten 
will, anlegen muß, aufgepauWZ. Im Zere- 
moniell einer Erzbischofswahl und der 
Amtsübernahme durch den neuen Landes- 
herm hat der feierliche Einzug in die 
Stadt ganz besondere Bedeutung. Er konnte 
erst stattünden, wenn nach erfolgter Wahl 
die erzbischöflichen Gesandten aus Rom 
die päpstliche Conßrmatio gebracht hatten, 
und er stellte die weltliche Besitzergreifung 
dar. Der Ablauf war folgender: Nach 
Eintreffen des päpstlichen Placet begab sich 
der Erwählte mit dem fürstlichen Hofstaat 
und den Erzbischof zu Fuß begleiten 
Im 17. und 18. Jahrhundert wird der Ei 
mehr und mehr zum prächtigen Schaus 
in dem die Karabinieri zu Pferde, die v 
Edelknaben und Lakaien in ihrer fat 
prächtigen Livrec einen immer größ 
Raum einnehmen. Trotzdem hält mal 
konservativen Salzburg an diesem Einrii 
zur Säkularisierung fest, und noch der L 
regierende Erzbischof Hieronymus C1 
redo zieht 1772 von Freisaal in die Stadt. 
Mit diesem historischen Wissen er 
sich der gemalte Festzug im Saal 
Schlosses. Es ist ein „Einritt" darges 
sicher der des Michael von Kuenburg, de 
Wappen über der Tür angebracht ist. 
bedeutendste Salzburger Historiograph 
hann Stainhauser, schreibt 1612 in Micl 
Biographie:„Dergleichen Einritt . . . ist 
selbe . . . in dem fürstlichen Lustschlö 
 
2 Snhloß Frcisaal, Frcskoaussc) 
und Äbw und dcr vier SuH 
Kuenburgkche Wappen 
min. Grugpc der Pröpsrc 
Fragane, ü er dzr Tür das 
 
ANMERKUNGEN 1-7 
1 Handbuch der historischen Stätten Österreichs, 2. Band, 
1966, S. 337i. 
1 Österreichische Kunstlopographie. Band xm, 1914, 
S. 251. 
3 „Wie Ain neuer Fürs! im SliHt Saltzburg sich im Eln- 
reitten hallw soll", aus einer Handschrift im Stiftsarchiv 
St. Peter, varöiTentlicht in Blasius Hucmcr, Einritt des 
Erzbischof: Ernst von Bayern, in Mitteilungen der Ge- 
sellschaft ü]: Salzburger Landcskundc, Band 55, S. 48f. 
4 Domkapitelpxotokolle 1540, ful. 53. - Ich verdanke den 
Hinweis auf die Domkapitelprotokolle Herrn Staats- 
azchivar Dr. Franz Pa 'tz. 
5 Franz Martin, Baroc este in Szlzburg, in Mitteilungen 
der Gesellschaft für Silzburger Landeskunde, Band BZIBÖÄ, 
Beiheft. S. 65H. 
5 Heinrich Milteis, Die deutsche Königswahl. 1938, S. 48. 
7 Blasius Hucmef. Slainhailscrx Bioäaphie der Salzburgcr 
Erzbischöfc Micbzel und Gcor ucnbur , in Mittei- 
lungen der Gesellschaft für zlzburger andeskuude, 
Band 53, S. 82. 
in ein Schloß außerhalb der Stadt, vor allem 
in älteren Zeiten immer nach Freisaal. 
Dort wurde dem neuen Erzbischof der 
Purpur eines päpstlichen Legatcn angelegt, 
und er zog in feierlicher Prozession über 
den heute noch bestehenden Feldweg zum 
Nonntaler Tor, wo ihn das Domkapitel, 
der hohe Klerus und die Stadtvertretcr er- 
warteten, die sich dem Zug anschlossen 3. 
Weiter ging es dann durch die ganze Stadt 
zur Residenz, wo vom Domdechanten die 
Schlüssel „zum sloss Saltzburg und unndern 
hof zu bestättung der possess" übergeben 
wurden4. Während der Ablauf der Wahl 5 
sicher von der Papstwahl abgeleitet ist, hat 
der Einritt sein Vorbild in den Königs- 
ritten, die die tatsächliche Machtergreifung 
der deutschen Könige darstellten 6. Freilich 
verliert sich etwa seit der Zeit Wolf Diet- 
richs immer mehr der alte symbolische 
Gehalt der Übergabe und Huldigung, der 
sich in vielen kleinen Details äußert, so 
etwa, wenn die Inhaber der Erbämtcr, von 
altem Adel, am Stadttor vom Pferde steigen 
der freyen Saal genannt . . . abgemalt 
sel1en."7 
Betrachten wir nun diesen Zug ein Wl 
genauer: Deutlich kann man einz 
Gruppen unterscheiden. Den Anfang 
chen Männer in sonderbar antikisicrcnl 
Gewand, die hohe Stangen mit Kc 
und Fahnen tragen, darauf eine Grt 
singender Knaben, gefolgt von Möm 
und Geistlichen, teilweise infuliert. 
diese Gruppen zu Fuß folgt nun der Rc 
zug, Edelleute in prächtigem, zcitgcni 
schem Kostüm, ein Trommler und mch 
Fanfarenbläser. Auf der Südwand 
Saales kommt die Hauptgruppe: ein G 
licher in der Alba, das Legatenkrcuz 
gend, dahinter, auf weißem Roß, im Pui 
des „legatus natus" der Erzbischof, 
geben von vornehm gekleideten Man: 
zu Fuß, von denen einige Lanzen tra, 
Ihm folgen drei Weitere Geistliche zu Pfe 
auch im Chorhernd, und den Abschluß 
Zuges bildet eine prächtige Gruppe rei 
der Edelleute.
	        
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