dem Altar geweiht zu werden. Seine breitgestickten
Enden prangen einfarbig in Gelb oder Schwarz. Die
rote Farbe wiegt in den mächtigen Bettvorhängen
vor, deren gewebte schmale Borten unten von prächtig
stilisierten, meist in Kreuzstich ausgeführten Blumen
in breitem Saume umrankt sind. Rot sind aber auch
die zumeist in Plattstickerei ausgeführten Abendmahl'
tücher der mährischen Brüder aus dem deutschen
Kuhländchen, die bis ins XVI. Jahrhundert zurück'
reichen und von denen eines die Jahreszahl 1726
trägt.
Meist folgt die Stickerei einfach den Linien der
Zeichnung, um sich ein' oder mehrfärbig vom weißen
oder gelblichen Leinengrund abzuheben. Doch kommt
es bei den silbergestickten Hauben wie an Hemd'
säumen oder Schleiern auch vor, daß der Grund
ebenfalls mit Stickerei völlig gedeckt wird und dann
nach orientalischem Vorbild eine teppichartige
Wirkung erzeugt, wie man dies auch bei südsla'
wischen Stickereien beobachten kann.
Nicht minder überraschend wie die Buntstickerei
wirkt die mährische Spitzenarbeit und Weißsticke'
rei. Hier sind auch schon vor hundert Jahren denk'
würdige Versuche zu ihrer Erhaltung gemacht worden.
Es war die Gräfin Truchseß'Zeil, welche auf ihrem
Schlosse Kunewald bei Neutitschein im Kuhländchen
eine Art Schule für die Mädchen der Umgebung hielt,
um sie in ihren vererbten Hausindustriekünsten zu
erhalten (1804—1820). Der deutsche Norden und
Süden Mährens, auch die Brünner Gegend bevorzugten
die Weißstickerei.
78