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dem unvergleichlich schönen Untergrund des Antlitzes, des Nackens,
Armes einer Frau eben von bezaubernder Wirkung sind.
Für eine solche Spitzenrobe zahlt man in Frankreich 20 bis 3o
Tausend Franken, aber nur wenn die Zeichnung originell und schön und
ihre Ausführung durch Frauenhand reizend zart ist.
Die Phantasie des Zeichners muss sich mit der Kunstfertigkeit der
Arbeiterin in meisterhafter Weise zu einem Kunstwerke verbinden. —
Man wird uns nun verstehen , wenn wir sagen: die Kunstfertigkeit der
Arbeiterinnen ist in der Ausstellung der Erzgebirg-Spitzen im Museum
nachgewiesen, die feingebildeten Zeichner fehlen noch.
Wir verzichten darauf im Einzelnen nachzuweisen, wie eben in der
Zeichnung derselben Spitze hier unharmonisch der Naturalismus der
Blume und des Blattes mit den Ornament des Barockstyles verbunden,
dort durch die vielfache Wiederholung desselben kleinen Ornamentes auf
grosser Fläche die kleinliche Zusammensetzung des Ganzen aus vielen
Theilen zeigt und anderes; wir vermissen den künstlerisch ausgebildeten
Zeichner, und damit fehlt das Beste, das Edelste.
Die Weltausstellung im Jahre 1878, welche die französische Spitzen
robe neben den Erzgebirgsspitzen stellen und vergleichen lassen wird,
kann Gelegenheit geben, den grossen Fortschritt der Erzgebirgsspitze in
der Technik zu erkennen und wird gewiss auch die Nothwendigkeit
zeigen, dass die Erzgebirgsspitze nur dann auf dem Weltmarkt concur-
renzfähig werden wird, wenn die Fabrikanten kunstgebildete Fachzeichner
heranziehen.
Mit Recht deutet der oben citirte Bericht an das Erzgebirgscomite
die Nothwendigkeit der Zeichenschulen in den Standorten der Spitzen
industrie an, und die Kunstgewerbeschule des österreichischen Museums
wird auch diesem Industriezweige von grossem Nutzen sein.
Dr. Stamm.
XIII.
Goldschmiedsarbeiten.
(Verfall der Goldschmiedekunst. — Moderne Kunstweisen. — Richtungen der Reform. —
Jauner. — Klinkosch. - Ratzersdorfer. — Keller. — Wachsmann. — E. Biedermann. —
Berndorfer Fabrik. — C. Haas.)
Vielleicht hat sich kein Zweig der Kunstindustrie so lange und so
heftig gegen den Verfall der modernen Kunst seit der Renaissance ge
wehrt wie gerade die Goldschmiedekunst und in Verein mit ihr die Ar
beiten des Juweliers. Es ist, als ob das feinere Material, seine unschätz
baren Eigenschaften, auch den Künstler und Arbeiter zu feinerer und
gediegenerer Behandlung gezwungen und zugleich vor der Verwilderung
bewahrt hätten, in welche andere Kunstzweige so bald verfielen. Wir
sehen daher um das Jahr 1600, ja noch in der ganzen ersten Hälfte des