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GR. XX. BAS BAUERNHAUS.
zur Weckung des in dem B^uer schlum
mernden Schönheitssinnes die Eisenbahnen
gewirkt zu haben, und zwar nicht allein
durch ihre Gebäude, welche mit lobens-
werther Berücksichtigung des Architekto
nischen aufgeführt sind, sondern auch die
durch ihnen bereitete Gelegenheit zum Rei
sen. Auf Ausfahrten, von denen vor den
Eisenbahnen kaum die Rede gewesen wäre,
z. B. zum Vergnügen u. dgl., sieht der
Bauer nun Mancherlei, und unter den lan
gen Stunden auf den Zügen treffen leicht
eingehende Gespräche ein mit Personen
aus den gebildeteren Klassen, welche sich
gerne dem aufgeräumten, humoristischen
Bauer mittheilen.
Die Fortschritte in dem Anbau des
Landes und auf den Gebieten, die damit
in unmittelbarem Zusammenhänge stehen,
müssen als erstaunenswerth selbst für die
kurze Zeit betrachtet werden, welche die
Mehrzahl in ihrem Gedächtnisse zu über
schauen vermag. Zwar lässt sich nicht ver
hehlen, dass der noch vorhandene, wenn
auch im Verschwinden begriffene Typus
des schwedischen Bauerhofes eine Art von
Abspiegelung des extensiven Landbaues ist:
die Wirthschaftsgebäude und andere Häuser
sind klein und elend, während die Wohn
häuser vergleichsweise gross und prächtig
sind. Das Hauptgebäude ist die Haupt
sache; es fällt zuerst in die Augen, gleich
der Kirche in einer von den kleinen Städten
des Landes. Der Typus ist, wie gesagt,
auf dem Rückzuge begriffen, und zwar auf
einem eilfertigen: in vielen Gegenden ist
er schon ganz verschwunden, z. B. in der
Waldgegend des westlichen Nerike und
deren Nachbarschaft, welche wir jetzt be
reisen wollen.
Die Entwickelung hat dasjenige Sta
dium hervorgerufen, welches früher oder
später kommen muss, wenn die dehnbare
Grenzlinie, welche den Bauer von dem Her
renmann scheidet, undeutlich wird oder gänz
lich verschwindet; und da wir hier nur
mehr typische Verhältnisse zu schildern
suchen, so halten wir uns zu demjenigen, was
wir die Bauern-Mittelklasse nennen möch
ten : die Wohnung dieser, der Hof von
mittlerer Grösse ist derjenige, mit welchem
wir uns beschäftigen wollen.
Rückengrathhäuser (Ryggässtuga) mit
Fenstern auf dem Dache — früher nicht ganz
selten im Lande — kommen kaum mehr
vor; eben so wenig diese alten, wahrschein
lich aus dem Mittelalter (von deren Bur
gen sie vielleicht eine Erinnerung sind)
herstammenden Häuser mit einem hervor
springenden bedeckten Gange, sowie er bei
der letzten Pariser Exposition von einer
Copie des aus den Irrfahrten Gustaf Wasa’s
in Dalarne geschichtlich berühmten Hauses
auf Ornäs dargestellt wurde. Das jetzige
Bauernhaus ist von groben zugehauenen Bäu
men mit kreuzweise hervorstehendem Eck
verband und enthält zwei Stockwerke. In
dem unteren sind : Hausflur, Stube und
Küche; in dem obeVn ebenfalls, dem unte
ren entsprechend: Hausflur, Nachtstube und
Küche. Der Eingang in die (ausser in
seltenen Ausnahmen) immer in einem Dorfe
belegenen Wohnung ist an die Kante der
einen Langseite verlegt. Die Richtung der
jenigen Seite, welche die Fayade bildet,
folgt^ dem allgemeinen Fahrwege — wenn
ein solcher vorbei geht —, so dass beide
parallel werden; wo kein Weg vorhanden
ist, richtet man sich statt dessen nach dem
Laufe eines in der Nähe befindlichen Ge
wässers oder, wo der Boden coupirt ist, nach
der Erstreckung der Höhen und Thäler;
sonst hat man, wo möglich, auch in dem
lalle, da ein Weg die Richtschnur war,
die Langseite wohl parallel laufend mit
den Himmelsgegenden, von Norden gegen
Süden oder von Osten gegen Westen, ver
legt; doch am liebsten so, dass die Haupt
seite von der Sonne beschienen wird.
Wenn man in den Hausflur tritt, so
kommt man, falls die Treppe zu dem obe
ren Stockwerk zur Linken ist, durch eine
Thür zur Rechten in die Stube (Stugan),
das gemeinschaftliche Alltags- und Schlaf
zimmer der Familie, gewöhnlich 14—16
luss lang, und die halbe Länge des Hauses
einnehmend. Zur rechten Seite der Thür,
durch welche man in die Stube getreten
ist, befindet sich der grosse offene Kamin,
in den meisten Fällen von Graustein; noch
weiter zur^ Rechten neben dem Kamin ist
noch eine Thür, welche in die Küche führt.
Das niedrige Zimmer — der hochgewach
sene Bauer kann mit der Hand oft die
Decke erreichen — wird ziemlich schwach
von nur zwei, bisweilen drei Fenstern mit
kleinen Scheiben erleuchtet, von denen das
eine sich an der Vorderseite, das zweite
an dem Giebel und das dritte, wenn es
vorhanden ist, an der hinteren Seite des