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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
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der wenigen Denkmäler mittelalterlicher kärntne-
rischer Buchkunst.
Eine große Vermehrung erfuhren Autogramme
und Handschriften von Schriftstellern, Künstlern,
Schauspielern und Persönlichkeiten des öffentlichen
Lehens. Unter den sechstausend neuen Stücken be
finden sich ein Tagebuch des Wenzel Messen
hauser, zwei Notizbücher von Josef Kainz,
eines aus seiner Jugend, das zweite aus dem letzten
Lebenswahr. Aufschlußreich ist ein Reisetagebuch
des berühmten Wiener Architekten Karl v. Ha
se n a u e r mit Zeichnungen und Plänen, Eine ganze
Reihe wertvoller Briefe kam gleichfalls in den Be
sitz der Nationalbibliothek, so eine große Sammlung
von Hammerling-Briefen, Manuskripte des Dichters,
ferner theatergeschichtlich wichtige Briefe des
Kunstkritikers Rudolf V a 1 d e g, der Nachlaß der
Burgschauspielerin W albeck, Briefe von Ty
rolt, Saar, Hammer-Purgstall usw. Audi
eine Reihe von Wiener Frühdrucken sind Unika,
Cine Semäldeversteigerung in Baden-Baden.
Man schreibt uns aus Baden-Baden:
Baden-Baden, das Weitbad im Schwarzwaid,
wird in den Tagen vom 24. bis 26, Jänner Schauplatz
einer interessanten Gemälde - V ersteige
rn n g sein, zu der das bekannte Mannheimer Kunst-
und Auktionshaus G i n d e 1 e Sammler und Kunst
liebhaber einlädt.
Die zum Ausgebot bestimmte Sammlung, die der
zeit im Hotel Atlantic in Baden-Baden
exponiert ist, stellt das Ergebnis einer jahrzehnte-
langen, fanatischen Sammlertätigkeit dar, die es sich
zum Ziele gesetzt hatte, unbekannte Werke der be
rühmtesten Meister alter, hauptsächlich niederländi
scher Kunst, aufzustöbern.
Es ist verständlich, wenn ein von solchen Zielen
erfüllter Sammlerwille, der sich ausschließlich vom
eigenen Instinkt leiten läßt, gelegentlich auch einen
Fehlgriff tut. So kommt es vor, daß diese Ausstel
lung in Baden-Baden ein recht unterschiedliches Bild
zeigt: neben Kopien! bekannter Werke sind auch
einige Stücke, die Rätsel aufgeben, zum Beispiel ein
großes Männerporträt, das Rembrandt zuge
schrieben und deutlich „Rembrandt 1 639“
signiert ist. Gewiß, die Signatur beweist noch
nichts, man müßte das Urteil einiger gewiegter Ex
perten hören. Immerhin könnte möglicherweise in
diesem und gegebenen Falles in manchem anderen
Bilde ein Rätsel gelöst oder ein bemerkenswerter
Fund gemacht werden.
Auch manche andere, der im Katalog verzeich-
neten Meisternamen, wie Lionardo da Vinci
und Frans Hals, müssen mit einer gewissen Skep
sis angesehen werden; es findet sich aber in der
Sammlung des zweifellos Echten soviel, daß man die
Beteiligung an der Auktion jedermann aufs wärmste
empfehlen kann.
%ajiceks Bibliothek
Aus Mährisch-Ostrau wird uns berichtet:
Die Sammlung des ehemaligen Zentraldirektors
Karl Z a j i c e k, der in Bory eine 4f4jährige Kerker
strafe wegen Veruntreuung verbüßt, wird nun aufge
löst. Am 28. Dezember v. J. wurde bereits eine Rjihe
alter Waffen und Plastiken versteigert, nun kommt
das Wertvollste an die Reihe: die Bibliothek,
doch ist der Termin der Auktion noch nicht festge
setzt.
Die Bibliothek enthält einige Unikate, meistens
aber alte Bücher, die heute kaum erhältlich sind und
die von Liebhabern gekauft werden dürften. Das
kostbarste Stück ist eine Bibel Severins aus dem
Jahre 1527 (tschechisch). Es finden sich da ferner
hebräische Psalmen aus dem Jahre 1601 (hebräisch-
lateinisch), ein Buch über den Bergbau aus dem Jahre
1557 (deutsch), eine Reihe von Büchern in polnischer
und holländischer Sprache, weiters geographische
Werke, darunter die „Kurze Geographie für Kinder"
aus dem Jahre 1760, deutsch geschrieben, die Land
karte von Böhmen aus dem Jahre 1687, eine Be
schreibung Mähren und Schlesiens aus dem 17. Jahr
hundert u, v, a.
Die Bibliothek ist in elf Kisten untergebracht
und enthält 2000 Bände, Sie ist auf den Betrag von
300.000 Kc versichert.
Di. JCunstauktion bei S. Jiende,
Ihrer 94. Kunstauktion hat die Firma S, Kende
in Wien zwei Tage (16. und 17. November) ge
widmet, die ungleich verliefen. Der künstlerische
Nachlaß des einstigen Hofmalers der Königin Victo
ria von England Sir George H a y t e r begegnete ge
ringem Interesse: von den 44 Nummern gingen nur
18 zu kleinen Preisen (8 bis 40 S) weg. Gut erging es
den Miniaturen, bei denen namhafte Preise zu
verzeichnen sind. Es erzielten (in Schilling):
133 Domenico B'o s s i, . Bildnis eines Herrn 260
135 Cooper, Porträt d»s Thomas Hobbes 150
136 Maria Cosway, Bildnis einer jungen Dame .... 150
.,137 Sir Richard Coiway, Dame in weißem Kleid . . . 1800
140 Maxime David, IBildnis de® Malers Delacroix • .
156 'Genfer Schule d. 18. J., Susanne und die beiden Alten
162 Thomas Hargreaves, Herr in dunklem Rock .
168 .Horace Hone, Dame in weißem Kleid
169 Ozias Humohry, Junge Dame
194 Andr. PI i m e r, Junge Dame . . .
203 Sir William Roß, Dame in schwarzem Kleid . . . .
204 Ders-, 2 Kinder auf einer Terrasse
205 Ders,, Herr in dunklem Rock 1, _■
207 Daniel Saint, Dame in weißem Kleid
208 Sam. Shelley, Dame in braunem Kleid
209 Ders,, Herr in braunem Rock
2,10 Charl, Sherriff, Bildnisi eines Geistlichen • • •
212 John Smart, Bildnis eines Geistlichen ......
213 Ders,, Herr in blauem Rock . . . . . . -
217 John Stump, Herr in schwarzem Rock
100
100
140
ICO
250
650
.500
350
350
350
200
120
200
850
600
150