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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 6 und 7)

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Da sehen wir denn zunächst Hüon in 
den Wald reiten, um seine abenteuer- 
liche Reise um des Kalifen Bart und 
Zähne zu beginnen. Dann folgt die 
grosse Scene der Begegnung mit 
Oberon, dessen Wunderhom die 
Mönche und Nonnen zum Tanzen 
bringt. Hierauf Hüons Aufenthalt bei 
der tunesischen Prinzessin, die ihn 
durch Musik und Ballet zu unter- 
halten sucht. Sodann der l-Ieimritt des 
Geprüften, mit seiner Rezia und gros- 
sem Gefolge. Schliesslich noch ein 
Schmalbild: I-Iüon und Rezia als glück- 
liche Eltern mit dem Söhnlein Hüon- 
net. Der Künstler warwohl anderthalb 
Jahre mit grössterAusdauer am Werke 
und hat sich gründliches Modell- 
studium nicht verdriessen lassen. Der 
Geist seiner zierlichen, dabei pikanten 
Zeichnung und des luftigen, moder- 
nen Colorits ist der nämliche, der 
seine hübschen Bilder in der ersten 
Secessionsausstellung („Der Wind" 
und andere) belebte. Aber auch für 
den populären Humor seiner Gemüths- 
art ist Raum, zum Beispiel bei Schil- 
derung des Mönchs- und Nonnen- 
tanzes, dessen gemächliche Embon- 
points in so unerwünschten Aufruhr 
gerathen. Die munteren Gruppen 
haben überall ruhige, teppichartig 
wirkende Hintergründe: der Kloster- 
tanz, den Kreuzgang eines romanischen 
Klosters, die Scene bei der Prinzessin, 
, _ _ eine alhambrische Architektur, der 
Eine ideale Ofiicierswohnung, Tapete ausdemBoudoir Heimritts einen grünen Wald mit 
grauen und weissen Stämmen. Dabei 
sind gewisse Theile dieser Hintergründe, zum Beispiel ein bunter Azulejos-Streifen des 
maurischenBaues, zu friesartiger Wirkung im Saale selbst verwendet, während Bäume 
mit bunten Vögeln sich ungezwungen als Supraporten nützlich machen. Die heitere 
Wirkung des Ganzen wird noch durch das verwendete helle Gold erhöht. Die vielen 
Schmucksachen, einzelne Riistungsstücke, Waffen, Harfen, auch ein Theil des Vogel- 
geiieders sind vergoldet, und zwar auf plastisch aufgetragenem Gips, was die Decoration um 
eine Pikanterie bereichert. Die Malerei selbst ist in Tempera auf dem Mauergrund aus- 
geführt, dünn und prima, in grossen Flächen, die aber doch viel Modulation, auch im 
Nackten, gestatten. Überhaupt ist viel künstlerische Feinschmeckerei in dem ganzen 
Werke, in aparten Pointirungen der Form, wie in den interessanten Freilichtfarben, mit 
blauem Schwarz und dergleichen Prismatik. Natürlich fehlt es auch an Porträts aus dem 
häuslichen Kreise nicht; auch der Künstler selbst marschiert im Geleite Hüons und 
Rezias mit. Die schöne Arbeit gehört jedenfalls zu den Hauptleistungen der Wiener 
Modernen.
	        
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