einer einfachen, aber nicht ge-
haltlosen Psyche und erinnert
von neuem daran, wie viel
Schwathe durch den Tod seines
Lehrers verloren hat. Eine Reihe
anderer Porträtbüsten, die die
hauptsächlichen Arbeiten der
folgenden zwei Jahre (1896 und
1897) bilden, eine Kaiserbüste,
eine idealisierte männliche Por-
trätstudie, ein Frauenkopf und
das Porträt des Gräfenberger
Arztes Dr. Schindler sind Lei-
stungen, deren fortschreitende
Sicherheit und selbständige
Auffassung deutlich zeigen, auf
welcher Linie Schwathes stärk-
ste Begabung zu suchen ist.
_ v Zeigt sich in der männlichen '
Hans Schwan Porträtstudie noch ein etwas Hans Schweiß,
Baummädßhm theatralischer Zug, so tritt dafür Bmembmsche
in den drei anderen Arbeiten
jedes falsche Pathos zurück, und wir stehen vor einer einfachen, lebensvollen
Wiedergabe der Wirklichkeit.
In der nun folgenden Zeit wendet sich Schwathe neuen Aufgaben zu.
Da finden wir zunächst vom Jahre 1896 eine Skizze für ein Grabmonument,
die den Einfluss seines neuen Lehrers Otto König schon deutlich erkennen
lässt. Eine langgestreckte weibliche Gewandfigur, der Körper in der
beliebten schlanken S-Form leicht bewegt, die beiden Arme auf das Kreuz
des Glaubens gestützt, sitzt auf einem Felsbrocken und blickt mit dem Aus-
drucke ruhigen Vertrauens ins Weite. Ist an dieser Gestalt in formeller
Beziehung auch nichts zu tadeln, so ist ihr Empfindungsgehalt doch so
gering, dass sie uns fast kalt lässt. Der Gesichtsausdruck kommt über das
Konventionelle nicht hinaus und die Geberde, welche das Gottvertrauen
dadurch symbolisch zum Ausdruck bringen soll, dass die Gestalt sich
auf das Kreuz stützt, erweckt nichts als die Vorstellung einer mecha-
nischen Belastung. Eine ähnliche Unausgeglichenheit zwischen Inhalt
und Form finden wir in der Figur: St. Christina. Wenngleich hier der
Gesichtsausdruck den seelischen Vorgang in gebräuchlicher Weise
charakterisiert - Christina empfängt den Todespfeil und stirbt als Märtyrerin,
einen Jubelgesang auf den Lippen - so lässt doch die emporgestreckte Linke
den gestellten Akt nicht vergessen. Wie eine Rückkehr zu Kühne'scher
Einfachheit muten uns zwei Genre-Figuren, Bauernbursche und Bauern-
mädchen, an, zwei Statuetten aus dem Jahre 1896, die seinerzeit in den