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Da jedes der 131
Blätter der Handschrift
acht Medaillons enthält,
so ergibt sich eine Zahl
von mehr als tausend
Darstellungen, Bibel-
bildern und Allegorien,
in denen Originalität der
gegenständlichen Auf-
fassung mit Feinheit
der bildlichen Wieder-
gabe wetteifert - eine
Riesensumme gedank-
licher und künstleri-
scher Arbeit, gegenüber
welcher die Schildereien
der hier einzig zum Ver-
gleich heranziehbaren
Arrnenbibeln völlig ver-
blassen. Unser Staunen
wächst, wenn wir erwägen, dass ausser dieser französischen Bilderbibel
in der Hofbibliothek eine vollkommen gleich ausgestattete Handschrift
(cod. 117g) mit lateinischem erklärenden Text, zweifellos auch aus Frank-
reich stammend, aufbewahrt wird, die uns auf zweihundertsechsundvierzig
Blättern je acht Medaillons, also etwa zweitausend Bilder bietet; auch in
den Bibliotheken von Paris, Oxford und London finden sich Teile solcher
den Wiener Exemplaren ähnlicher Bibles historiees, die, wie die unsrige,
dem XIII. Jahrhundert entstammen. Von anderen in gleicher Weise aus-
gestatteten Exemplaren geben ältere Handschriftenverzeichnisse Kunde."
Wir stehen vor Erzeugnissen des mittelalterlichen Kunstgewerbes auf
unserem Gebiet. Man war eben bemüht, die Riesensumme theologisch-
symbolisch-allegorischer Arbeit. die in diesen Bilderbibeln einmal nieder-
gelegt war, so oft als möglich zu verwerten. Dass sie von einem einzelnen
geleistet wurde, ist ganz undenkbar; man hat gewiss an künstlerische
Traditionen angeknüpft; die Wege derselben sind aber noch nicht aufgehellt.
Der einzige, der unseres Wissens dem Gegenständlichen unserer Bilder-
bibel nahetrat (G. Heider, „Mitteilungen der Zentralkommission" III, 1858,
313), bemerkt zutreffend, dass die beiden erwähnten Wiener Handschriften
„für mittelalterliche Ikonologie, Typologie, Kostümkunde in dem kaum zu
bewältigenden Reichtum ihrer Darstellung eine höchst schätzbare Fundgrube
bilden". Zur näheren Begründung dieser Behauptung gebricht es hier ebenso
an Raum, wie zur Diskussion über einen Punkt, auf den bereits der erste,
der die Wiener Handschrift beschrieben, Michael Denis (Codices manuscripti
" Delisle, Leopold: „Livres dimages", Histoire litteraire de la France XXXI, 2x3 ff.
Raol de Hodenc: Märaugis (cod. 259g)