wollte nichts mehr
wissen von kost-
spieliger Schönheit
und aristokrati-
scher Pracht, selbst
die Aristokratie bis
hinauf zum Kaiser
war in ihren
Lebensformen ein-
fach-bürgerlich ge-
worden.
In Böhmen
Waren binnen we-
nigen Jahren fünf
Fabriken entstan-
den, sie arbeiteten
weniger gut und
fein, aber billiger
als die Wiener Fa-
brik, und das ent-
sprach den Wün-
schen und Bedürf-
nissen der Zeit. Die
Wiener Fabrik fuhr
aber fort, statt sich
ganz auf das künst-
lerisch Bedeutende
zu konzentrieren,
Gebrauchsware als
Konkurrenz-
erzeugnis zu den Porzellanen der böhmischen Fabriken herzustellen. Und
endlich beginnt die Zeit der Auflösung aller Tradition im Kunstgewerbe, die
Periode des hilflosen Suchens und Borgens bald hier, bald dort. Die Gotik,
später das Rokoko, endlich sogar Motive aus der maurischen Verzierungs-
kunst werden mit wenig Verständnis für das Wesen dieser Stile an-
gewendet.
Nur in der Blumenmalerei konnte die Fabrik noch auf ganz erstaunliche
Leistungen hinweisen, aber man fragt vergebens, warum diese Malereien
gerade auf Porzellan ausgeführt wurden. Material und Technik sind nicht
mehr Träger, sondern Hindernisse der Kunstentfaltung.
Die Periode Niedermayer dauerte bis 1827, bis zur Übernahme der
Direktion durch Benjamin Scholz. Von nun an wurde die künstlerische
Seite absichtlich in die zweite Linie gerückt und die chemisch-technische
und ökonomische Seite schärfer betont. Das Fabrikszeichen wurde von da
Vase, buntbemalt und vergoldet, signiert G. Adler 1817
(Katalog VI)