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AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN St. VON
LUDWIG HEVESI-WIEN S?
ENKS KAISERSTANDBILD. Kaiser Franz
josef hat bekanntlich in Wien schon mehrere
stattliche Standbilder (von Weyr in der Aula des Poly-
technikums, von Zumbusch im Treppenhause der Uni-
versität), zum erstenmal aber ist ihm jetzt in Wien ein
Freiluftdenkmal errichtet werden. Es ist eine Widmung
des Wiener Bürgers Ludwig Böck und wurde am 7. Okto-
ber in der Anlage vor dem Kadetteninstitut zu Breitensee
feierlich enthüllt. Der Künstler ist Johannes Benk, der in
den letzten jahren von einer anmutigen Neuakademik mit
Erfolg in realere Bahnen hinübergeschwenkt hat. Die
zum Teil überlebensgrossen Porträtbüsten (des Garten-
künstlers Baron Hügel für Hietzing, des Professors von
Schrötter für Alland, Amerlings im Stadtpark u. a. m.)
und Porträtmedaillons (Baumeisters für das Burgtheater,
Richard Wagners für Hietzing) zeigen ihn immer tiefer
in diese Empfindung hineingearbeitet. Sein Deutsch-
meisterdenkmal mit der stark bewegten Kolossaliigur des
Fahnenträgers und den beiden historisch uniformierten
Seitengruppen „Waffenbrüderschafw und „Grenadier
von Landshu " wachsen sich in seiner Werkstatt nach-
gerade zu einer ansehnlichen Leistung in dieser Richtung
aus. Sein neues in Carraramarmor ausgeführtes Stand-
bild stellt den Kaiser in der Kampagneuniform eines
Feldmarschalls beim Manöver vor, in offenem
Mantel, hohen Stiefeln, Feldstecher in der
gesenkten Hand, das Haupt mit der Kappe
bedeckt. (Nebenbei die Bemerkung, dass Ed-
mund von Hoffmann der Erste war, der, als
gewesener Militär, die scheinbar naheliegende
Neuerung wagte, den Monarchen mit der
natürlichsten Kopfbedeckung, der Kappe dar-
zustellen; 1897 in der 2-30 Meter hohen Statue
für die k. k. Infanterie-Kadettenschule zu
Marburg an der Drau; xgoz ist ihr eine zweite
für die Kadettenschule zu Temesvar gefolgt.)
Ausstellung von Goldschmiedearbeiten inTroppau,
Messkelch von Michael Joseph Cocsell, Prag 172!
oder 1723 (Kai. Nr. 126)
Die Benksche Gestalt ist ruhig, doch innerlich belebt, ihr schlankes, knappes Element
hebt sich von den freien bewegten Massen des Mantels mit plastischer Klarheit ab und
wirkt im Sonnenschein günstig. Freilich hat eine blanke Marmorform an einer grossen
Gebäudefassade mit vielen stark betonten Öffnungen keinen hinreichend intimen Hinter-
grund; mit wachsendem Grün liesse sich daran wohl bessern. Das ganze Unternehmen,
sympathisch eingeleitet und durchgeführt, hat auch künstlerisch befriedigt.
IRCHE UND KUNST. Dieses wichtige Thema hat in neuester Zeit durch zwei
von angesehener Stelle kommende Verlautbarungen die Aufmerksamkeit selbst des
grossen Publikums auf sich gelenkt. Zuerst war es am 17. September ein Gutachten des
Grazer k. k. Konservators und Dozenten Dr. Johann Graus, das von kirchlicher Seite her-
vorgerufen und von der kirchlichen Obrigkeit gebilligt, als massgebend für die Stellung