423
für ein Künstlerdenkmal
der erste Bescheid lau-
tete: „Wir haben doch
unsere Parks nicht, da-
mit Sie Ihre Denkmäler
hineinstellen". Heute ist
die Wiener Stadtver-
waltung wie übrigens
auch der Landesaus-
schuß bei wichtigen
Kunstfragen mit voran,
und zwar meist im fort-
schrittlichen Sinne. Das
neue Denkmal, in der
linken Ecke des Rathaus-
parkes, gegen das Rat-
haus hin, doch von der
Straße aus nicht sicht-
bar, ist ein sehr sym-
pathisches Werk des
Bildhauers Franz Seifert
und des Architekten Ro-
bert Oerley. Es steht auf
einemKinderspielplatze,
dessen laubumgrüntes
Rund durch Aufstellung
von fünf weißen Garten-
bänken im ungefähren
Frühwalzerstil (wie man
umschreibend datieren
könnte) eine helle Poin-
tierung erhalten hat. Es
besteht aus einer patinierten Bronzegruppe und einem architektonischen Aufbau von
weißem Marmor, dessen kreissegmentförmige Rückwand den Figuren bis in
Schulterhöhe als Folie dient. Die Gruppe zeigt die beiden Meister aufrecht, durch
ein Tabourett (Stockerl) verbunden, auf dem ein Überkleid liegt. Dieses unzeremo-
niöse Möbel und die dazumalige Tracht stimmen gemütlich zu der ungezwungenen
Gruppierung. Strauß (besonders gut) steht mit gekreuzten Armen, Geige und Bogen lässig
in beiden Händen, und hört Lanner zu, der, den Zeigefinger in ein Notenheft geklemmt,
mit der anderen Hand taktierend, eine Tanzweise zu dudeln scheint. Sie kommen wirklich
aus dem Leben, wie es war oder sein konnte. Der Realismus, mit dem sie behandelt sind,
ist nicht übertrieben scharf, sondern geht ins Breitere und Rundliche. Da die Porträts nicht
nach dem Leben sein können, übergeht ein verallgemeinerndes Element die Form und
stilisiert sie einigermaßen. Sehr gut wirkt dieses Bronzewesen der Rundhguren im Gegen-
satz zu dem großen Relieffries, der die ganze Hintergrundwand bedeckt. Ein Walzerfries
im vollen Schwung, ein paar Dutzend Pärchen, nach vormärzlicher Mode gekleidet,
falbelfroh und strupfenstramm, im wiegenden Wogen des Tanzes dahingewirbelt. Das flache
Relief ist sehr geschickt behandelt, so daß innerhalb seiner geringen Höhe das Vor- und
Hintereinander doch in deutlicher Perspektive fühlbar wird. Bei günstigem Stand der
Sonne belebt sich die Szene angenehm und bleibt doch diskret genug, um die dunklen
Erziiguren nicht nervös zu machen. Die ganze Idee hat etwas Unabgedroschenes, es ist
Einfall darin. Das will schon etwas sagen. Und dann hat der Typus des Werkes etwas
Franziska Hofrnanninger, Sachet (Stickerei)