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kauernden Marmorakt: „Die Schlafende", Marschall, Schwarz, I-Iarüg, I-Iujer, Wollek,
Schäfer feine kleine Reliefplastik, Vogl eine originelle Ballettszene in halbfreiem Marmor
relief, Gornik eine mächtige Mönchsgruppe a la „Bürger von Calais", Rathausky ein Adam
und Eva-Relief für die Kirche im Zentralfriedhof. Aus Paris schickt Leo Sinajeff-Bernstein
wuchtig charakterisierte Büsten und liebenswürdige Kleinplastik, auch eine zierlich behan-
delte weibliche Porträtstatuette in Marmor. Überhaupt ist auch das Ausland einigermaßen
vertreten, diesmal mit Auswahl.
SEZESSION. Die XXXIII. Ausstellung der Sezession ist 235 Nummern stark und
größtenteils eigenes Erzeugnis. Sie kann als recht gut bewertet werden und läßt in
einzelnem auch Fortschritte erkennen. Die erste Stelle gebührt Egger-Lienz, der seine starke
Eigenart trotz mancherlei Einflüsse (I-Iodler, Meunier, Gallen, sogar Segantini) behauptet
und entwickelt. Sein großes Wand-
bild „Haspinger, x8o9", eine Bestel-
lung der Gemeinde von St. Martin im
Pustertal für den Saal ihres Schützen-
hauses, ist ein auf düstere Branstigkeit
gestimnites Attackenbild von Männern,
wie sie Meunier empfindet, an den
übrigens auch manche Köpfe in ihren
Hütchen erinnern. Schwarz umris-
sene Heldenleiber im Schwung nach
vorne, dem rotbärtigen Haspinger
nach. Nichts als Getümmel, ohne
einen Streifen Himmel darüber. Unter
den übrigen Bildern ist ein „Mittags-
mahl" besonders lebendig und auch
unabhängig. Andri hat fünf seiner
acht Märtyrerfiguren für die 0tta-
kringer Kirche ausgestellt; Hodlers
EinHuß unverkennbar. Unter den
Figurenmalern tritt noch Ludwig
Wieden hervor, dessen großes Bild
„Mönche" (Mechitaristen) vor einem
dunkel gähnenden Kirchenportal
Venus in der Werkstätte Vulkans, Blei, XVI. Jahrhundert großen Eindruck macht- Auch seine
(Sammlung Lanna, Prag) Porträte, darunter das des Prälaten
Dr. Thaddäus Torun in seinem Ornat,
sind der Form nach vortrefflich, haben aber auch ihre farbige Stimmung. Jettmar nährt
sich doch zu sehr von Entlehnungen aus Michelangelo, Lionardo und so weiter, deren
mächtige Motive zu seiner sauberen Behandlung nicht passen wollen. Eigen und pointiert
sind dagegen Wlastimil Hofmanns (Krakau) legendenhaft gewendete polnische Bauern-
szenen (Madonna, Pieta), die ihren gewissen nationalen Humor haben. Im scharf zeichneri-
sehen Teil der Mache und in einem gewissen Braun erinnert er jetzt an Romako. Gute
Porträte finden sich noch von Engelhart, Friedrich, Offner, Levier, Zerlacher, Braunthal,
gutes Genre von Lenz, Kruis, König, dem jungen Krakauer Markowicz. Unter den Land-
schaften findet ein „letzter Schnee" von Haenisch besonderen Beifall. Ein Vorstadtwinkel, in
dern der Künstler ganz unvermutete Anhaltspunkte für lebhafte Farbenstimmung gefunden
hat. Auch Schmutzer legt die Nadel beiseite und malt diesmal drei holländische Gegenden,
deren durchfeuchtete Natur ihn zu den feinsten Tonkonzerten anregt. Stöhr, Anton Nowak
(dieser auch trefflich in einem lebensgroßen Gemüsestilleben mit Köchin), Isepp (allerlei
Schneesachen), Hohenberger (Güterbahnhof-Motive), Ederer, Roux, Nißl, der treffliche