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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 2)

diese Eigenart, obwohl sie durchaus nicht der Absicht der Hafner anheim- 
gestellt war, vom Mittelalter bis in das XVI. Jahrhundert hinein Aufsehen 
erregte, erhellt daraus, daß die wenigen außerhalb Mährens auftauchenden 
Exemplare in Silber montiert und mit den Wappen der Eigentümer geschmückt 
wurden. Die Hersteller dieser Becher entnahmen das vorzügliche, dem Stein- 
zeug nahekommende Material den am Feldwege gegen Lechowitz gelegenen 
Tongruben, welche die Bezeichnung „Masnica" führten, und der Ton hieß 
der „blasige" oder „beulige", weil er, scharf gebrannt, Blasen oder Beulen 
an die Oberfläche treten ließ. Diese Blasen nahmen die Glasur in ganz anderer 
Weise an als die Gefäßwandung oder, richtiger gesagt, auf diesen Blasen 
schmolz sich die Glasur wegen der glatten Fläche opaker zusammen, was 
auf der rauhen Gefäßwandung nicht möglich war. Die Blasen erscheinen 
somit nach dem_ zweiten Brande wie Perlen von glänzender brauner Farbe 
und dieser unbeabsichtigte, durch das Ausschwitzen des Tones herbeigeführte 
Dekor hat den Bechern eigenen Reiz und damit auch eine Berühmtheit ver- 
schafft. Der Abbau des Materials in der Masnica war ein Raubbau ohne 
systematischen Vorgang und die Gruben weisen auf eine viele Jahrhunderte 
geübte intensive Ausbeutung. Noch im XVII. Jahrhundert wurde planlos 
gegraben und die überhängenden Ränder der Gruben forderten ihre Opfer. 
So wurde am g. Dezember 1711 der Töpfer 
Prokop Sovata unter einer einstürzenden Erd- 
oberschicht begraben. Eine Holzfigur der Barbara 
sollte die Töpfer vor derartigen Katastrophen 
schützen. An Stelle der Figur trat in späteren 
Zeiten ein auf Holz gemaltes Bild der Barbara. 
Im Jahre 1848 noch zahlte die Zunft: „für ein 
Bild auf die Masnitz vHlge Barbaras _-_ 3 B. 12 kr." 
Hauptabnehmer war im Mittelalter die Stadt 
Olmütz, welche in diesen Bechern mit ihrem, 
dem Bruche schwer unterliegenden Material 
ideale Gefäße für den Ausschank der Getränke 
gefunden haben mag. Olmütz zählte imJahre 1390 
an tausend Branntwein-, 39 Weinschenken und 
66 Bierhäuser. Der damalige Bedarf an Ton- 
bechern war also, da das Glas wegen seiner 
Kostbarkeit kaum in größerer Menge zur Ver- 
wendung kam, ein sehr bedeutender und die 
verschiedene Größe unserer Becher, die mit 
der Höhe von 10 Zentimeter den kleinsten, mit 
17 Zentimeter den mittleren und mit 22 Zenti- 
meter Höhe den größten Typus vertreten, also 
drei verschiedene Hohlmaße festhalten, recht- Ahne. 
fertigt die Annahme, daß sie für den Ausschank Loschm" 8mm 3"" Gmphmom 
_ _ H XV. bis XVI. Jahrhundert (Franzens- 
bestimmt waren. Ein Feld außerhalb von Olmutz, museum in Brünn) 

	        
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