diese Eigenart, obwohl sie durchaus nicht der Absicht der Hafner anheim-
gestellt war, vom Mittelalter bis in das XVI. Jahrhundert hinein Aufsehen
erregte, erhellt daraus, daß die wenigen außerhalb Mährens auftauchenden
Exemplare in Silber montiert und mit den Wappen der Eigentümer geschmückt
wurden. Die Hersteller dieser Becher entnahmen das vorzügliche, dem Stein-
zeug nahekommende Material den am Feldwege gegen Lechowitz gelegenen
Tongruben, welche die Bezeichnung „Masnica" führten, und der Ton hieß
der „blasige" oder „beulige", weil er, scharf gebrannt, Blasen oder Beulen
an die Oberfläche treten ließ. Diese Blasen nahmen die Glasur in ganz anderer
Weise an als die Gefäßwandung oder, richtiger gesagt, auf diesen Blasen
schmolz sich die Glasur wegen der glatten Fläche opaker zusammen, was
auf der rauhen Gefäßwandung nicht möglich war. Die Blasen erscheinen
somit nach dem_ zweiten Brande wie Perlen von glänzender brauner Farbe
und dieser unbeabsichtigte, durch das Ausschwitzen des Tones herbeigeführte
Dekor hat den Bechern eigenen Reiz und damit auch eine Berühmtheit ver-
schafft. Der Abbau des Materials in der Masnica war ein Raubbau ohne
systematischen Vorgang und die Gruben weisen auf eine viele Jahrhunderte
geübte intensive Ausbeutung. Noch im XVII. Jahrhundert wurde planlos
gegraben und die überhängenden Ränder der Gruben forderten ihre Opfer.
So wurde am g. Dezember 1711 der Töpfer
Prokop Sovata unter einer einstürzenden Erd-
oberschicht begraben. Eine Holzfigur der Barbara
sollte die Töpfer vor derartigen Katastrophen
schützen. An Stelle der Figur trat in späteren
Zeiten ein auf Holz gemaltes Bild der Barbara.
Im Jahre 1848 noch zahlte die Zunft: „für ein
Bild auf die Masnitz vHlge Barbaras _-_ 3 B. 12 kr."
Hauptabnehmer war im Mittelalter die Stadt
Olmütz, welche in diesen Bechern mit ihrem,
dem Bruche schwer unterliegenden Material
ideale Gefäße für den Ausschank der Getränke
gefunden haben mag. Olmütz zählte imJahre 1390
an tausend Branntwein-, 39 Weinschenken und
66 Bierhäuser. Der damalige Bedarf an Ton-
bechern war also, da das Glas wegen seiner
Kostbarkeit kaum in größerer Menge zur Ver-
wendung kam, ein sehr bedeutender und die
verschiedene Größe unserer Becher, die mit
der Höhe von 10 Zentimeter den kleinsten, mit
17 Zentimeter den mittleren und mit 22 Zenti-
meter Höhe den größten Typus vertreten, also
drei verschiedene Hohlmaße festhalten, recht- Ahne.
fertigt die Annahme, daß sie für den Ausschank Loschm" 8mm 3"" Gmphmom
_ _ H XV. bis XVI. Jahrhundert (Franzens-
bestimmt waren. Ein Feld außerhalb von Olmutz, museum in Brünn)