Am 24. März 1789 wurde von Kaiser
joseph II. die Abtei aufgehoben, jedoch von
Kaiser Leopold II. im April 1790 wieder
hergestellt.
Nach einem Berichte des Stiftes Lilienfeld
an das fürsterzbischöfliche Konsistorium zu
Wien vom ]ahre 1832 soll „wahrscheinlich"
das Wappen des Stiftes, die drei goldenen
Lilien im blauen Felde, dem Wappen der
Herren von Lilienfeld entnommen worden
sein. Es ist ja möglich, daß diese Herren
Lilien in ihrem Wappen geführt hatten,
wenn sie überhaupt zu jener frühen Zeit, als
doch ziemlich kleine Leute, im Besitze eines
Wappens gewesen waren, aber ich glaube,
daß das Stift dieses „redende" Wappenbild
annahm, weil die Wappenfigur, Lilien im
Felde (schildfeld): gewissermaßen auf der Abb. 45.Zisterziensers!.ift Lilienfeld
Hand gelegen war.
Die Farben Blau und Gold, die das Stiftswappen dem französischen
Wappen ähnlich erscheinen läßt, lagen ebenfalls sehr nahe, weil der Zister-
zienserorden, wie eingangs erwähnt wurde, auf französischem Boden ent-
standen, das königliche Wappen von Frankreich und dessen Farben den
Brüdern also sicherlich bekannt war.
Sehen wir uns einmal die Siegel der Äbte von Lilienfeld etwas näher
an, die von ProfessorP. Chrysostomus Hanthaler, einemLilienfelder, in seinem
Werke „Recensus Diplomatico-Genealogicus Archivii Cam-
piliensis", 1740, publiziert wurden. Im spitzovalen Siegel des
Abtes Georg I. (1281) erscheint unter der Abtfigur ein Drei-
eckschildchen mit einer Lilie als Wappenfigur. In einem
ebensolchen Siegel des Abtes Ludwig aus demselben Jahre
wird die Abtiigur rechts und links von einer im Siegel-
felde stehenden Lilie beseitet. In den nächstfolgenden Siegeln
der Äbte erscheinen Lilien in verschiedener Anzahl und in
allen möglichen Stellungen.
Abt Stephan II. Mugel (1428-1443) führte ein spitzovales
Siegel (1443), das unten drei Lilien aufweist, die 2, 1 gestellt,
ohne Schildumrahmung erscheinen, während ein Sekretsiegel
desselben Abtes die drei Lilien zum erstenmal in einem
Schilde zeigt, und zwar in einer Stellung, wie sie in der
Abbildung 45 zu sehen ist.
Sein Nachfolger, Peter I. Krotenthaler (1443-1472),
benutzt diesen selben Schild in seinem Hauptsiegel (1449).
Sein Sekretsiegel zeigt dagegen einen Arm mit Pedum nebst
Abb. 4c.
Abb. 47.
Markt Stratzing
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