Die ältesten rheinischen Steinzeuggefäße waren unglasiert, von fahl-
brauner oder grauer grobkörniger Masse; in der ersten Zeit von roher Form
und schmucklos, später mit stark betonten Profilen. Unter den vielen
Funden dominiert in Köln die Urnenform, in Siegburg der schlanke ge-
henkelte, in Rären der henkellose Becher. Vor diesen Gefäßgruppen, welche
sich also schon mit ziemlicher Sicherheit den einzelnen Betrieben zuweisen
lassen, liegt eine Reihe von Stücken, die in ihrer Form höchst mannigfach,
in der Bestimmung oft rätselhaft sind und bei weit zerstreuten Fundorten
nahezu gar keinen Schluß auf eine bestimmte Provenienz gestatten. Es sind die
Vorläufer unseres spätrnittelalterlichen Steinzeugs; Gefäße, welche noch der
spätkarolingischen Periode angehören. Hier
möchte ich an erster Stelle den grauen, ungla-
sierten Becher im Besitze des Grafen Wilczek
nennen (Abb. 71). Die große Scherbenstärke des
Gefäßes sowie die unregelmäßig der Wandung
aufgelegten, mit dem Finger spiralartig einge-
drückten Vertikalbänder zeigen rohe Behand-
lung des Materials und primitive Anfänge einer
Ausschmückung, wie beides nur dieser Periode
barbarischer Keramik eigen war. Der gleichen
Sammlung gehört ein gehenkeltes Gefäß, eine
auf drei Stollen ruhende Kanne an (Abb. 72).
Sie ist steinhart gebacken und im Material von
blaugrauer Farbe. Ein ähnliches Exemplar, am
Ausguß mit einem netzartigen Reliefbande ver-
ziert, wurde in Aachen gefunden, weitere Stücke
mit etwas höherem Hals im Meckenheimer
Abb. 71. Frühes Steinzeuggefäß, auf Scherbenberg. Eine eigene Gruppe bilden Vor-
am I'M" '"";t:1)(B"'g K""""' ratsgefäße, Krüge von weitem oberen Durch-
messer mit einem kurzen Ausgußrohr und einem
oder zwei flachen, vom Mündungsrand ausgehenden Henkeln. Sie sind
gleichfalls steinhart gebacken, in der Farbe graubraun und zeigen die beim
Drehen entstehenden, bei den merovingisch und frühkarolingisch-fränkischen
Gefäßen meist nur an der Innenseite sichtbaren Spiralriffelungen oder Gurt-
furchen und die ersten Spuren eines wellenförmig ausgebogenen Standringes
(Abb. 73). Wichtige Fundorte sind Andernach, Meckenheim und Neukerk.
Graf Wilczek besitzt in Kreuzenstein sieben Exemplare dieser Gefäßgruppe,
von denen er vier in Mainz, drei in Marburg in Hessen erworben hat.
Das früheste Steinzeuggefäß mit figürlichem Reliefschmuck ist ein kleiner
Becher im Kaiser-Franz-Joseph-Museum in Troppau (Abb. 74). Das auf-
gelegte Medaillon zeigt den Kopf eines Kriegers im I-Iaubert und das Bildnis
einer jungen Frau mit der Kopftracht des XIII. bis XIV. ]ahrhunderts.
Uber beiden Köpfen ist ein Fünfblatt, eine Rose, zu sehen. Der Fuß des
Bechers ist geknifft, die Wandung mit Gurtfurchen versehen, das Material