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DAS MODERNE AMERIKANISCHE WOHN-
HAUS St. VON HARTWIG FISCHEL-WIEN Sie
IE scharfe Trennung, welche man im Sinne der angel-
sächsischen und niederdeutschen Traditionen
zwischen Wohnhaus und Geschäftshaus in der
Neuen Welt machte, hat eine selbständige und
eigenartige Entwicklung des Wohnhausbaues
begünstigt. Wenn heute eine neue Stadt angelegt
wird - und das ereignet sich noch immerfort
besonders im Westen des nördlichen Amerika -
so geschieht dies unter der Voraussetzung, daß
der Beruf des Mannes von seinem Heim möglichst
fern gehalten wird.
Das Geschäftsviertel verbleibt zumeist in der Nähe des Verkehrszen-
trums - sei es nun ein Hafen oder eine Bahnstation -, ihm wird eine mög-
lichst einfache und geradlinige Straßenführung gewidmet, welche ohne
Rücksicht auf Terrainschwierigkeiten den Bedürfnissen rascher und klarer
Kommunikationsverhältnisse zu dienen hat.
Das oder die Wohnviertel werden in der sanitär und landschaftlich
günstigsten Lage disponiert und hier kann eine Anpassung an das Terrain
und die Himmelsrichtung schon darum leichter durchgeführt werden, weil
dabei das freistehende Familienhaus die Regel bildet. Das eingebaute
städtische Wohnhaus in Amerika ist ein verhältnismäßig wenig beliebter
Typus.
Er ist sozusagen noch ein Überrest europäischer Lebensgewohnheiten
und darum auch nur in den älteren Kulturländern des amerikanischen Ostens
vorhanden. Die alten Teile von Newyork, Boston, Philadelphia etc. zeigen
noch das Reihenhaus, wo die Straßenbildung aus dem Anfang und der Mitte
des XIX. Jahrhunderts erhalten ist. Dort ist das schmale, zumeist nur drei-
achsige Familienhaus die Regel, wie es in Norddeutschland, Holland, England
den schmalen Straßen der alten Städte das Gepräge gibt. Dieser Bautypus
ist aber überall dort, wo nicht künstlerische oder lokale Beweggründe seine
Erhaltung begünstigen, dazu bestimmt, von den wachsenden Raumbedürf-
nissen des Geschäftslebens verdrängt zu werden.
Man fühlt ihrenAnachronisrnus, wenn man aus diesen ruhigen, von
wenig Verkehr belebten Stadtteilen in die angrenzenden Geschäftsstraßen
tritt, wo die mächtigen, ganz dem Geschäftsleben oder öffentlichen Zwecken
gewidmeten Wolkenkratzer große, von Straßen umschlossene Blöcke ein-
nehmen; wo die Verkehrswege von Untergrund-, Straßen- und Hochbahnen
durchzogen werden und die Automobile rastlos dahinjagen.
Die künstlerische Durchbildung der städtischen Reihenhäuser weicht
von den europäischen Traditionen wenig ab. Sie sind manchmal reizvolle
Vermächtnisse der kolonialen Zeit, sie zeigen später alle Stilwandlungen
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