286
weniger rohen Schätzung begnügen. Zeitlich am nächsten stehen dem Topf
wohl einige Fragmente von Tellern, die vor einigen Jahren bei der Ver-
breiterung eines Kanals in Delft zutage gefördert wurden. Zwei davon
wollen wir hier besprechen. Der eine zeigt im Mittelfeld die Madonna mit
dem Jesuskind (Abb. 4); sie ist in einen Mantel von einem tiefen Blau gehüllt,
darunter trägt sie ein Kleid von einem kräftigen Braungelb, der Heiligen-
schein und der Strahlenkranz sind von derselben Farbe; das Braungelb gibt
in der Reproduktion den dunkelsten Ton. Das Kleidchen des Kindes, das die
Mutter fest, fast ängstlich an sich drückt, ist grün. Die verwendeten Farben
sind die bekannten der Faenza-Arbeiten. Die Zeichnung, besonders des
Gesichtes der Madonna, mit der rechteckigen Nase, ist noch recht roh, nur
die Farben, besonders das Gelb und das
Blau erfreuen. Dieselbe primitive Zeich-
nung finden wir bei dem Teller mit dem
springenden Fuchs, nur sind die Farben
hier weniger rein und kräftig; Eigenartig
ist hier die schematische Andeutung der
Muskeln des Tieres an Schulter und Hinter-
pfote durch einen runden Fleck. Auf die-
selbe Weise finden wir die Muskeln auch
bei italienischen Tierdarstellungen auf
Töpferwaren aus dem XV. Jahrhundert
wiedergegeben. Schöner in der Farbe und
auch in der allerdings einfachen Zeichnung
des rein linearen Ornaments glücklicher ist
Abb- öß- Teller aus dem Anfang des XVII- der Teller, in dessen Mittelfeld sich die vier
Jahrhundemh Dmchmess" "B Zmimm" aus dicken Strichen aufgebauten Dreiecke
befinden (Abb. 5), ein Ornament, dem man auch auf frühen Produkten italie-
nischer Keramik begegnet. (Vergleiche die Schüssel mit dem Reiter aus der
Sammlung des Monsignore Cajani in Rom, abgebildet auf Tafel x 1 des Werkes
von Darcel und Delange, Recueil de faiences italiennes des XV", XVI" et
XVII' siecles, Paris x86g.)
Deutlichere Verwandtschaft mit italienischen Vorbildern bietet in der
Verzierung der vollständig erhaltene Teller, der in gotischen Lettern die
Inschrift „Eert God" trägt (Abb. 6). Das Mittelfeld ist hier grün, das von
braungelben Linien eingefaßte Band zeigt wie der Rand einen weißen Grund.
Die Initialen der Inschrift sowie das Ornament des Mittelfeldes sind braun-
gelb, die andern Buchstaben sind von einem tiefen Blau. Auf dem Rande
wechseln größere gelbbraune Flache Rosetten mit kleineren erhabenen
grünen ab; in den größeren finden sich vom Rand nach der Mitte zu keil-
förmig zulaufende Striche von dunkelblauer Farbe, und die Punkte um die
Peripherie der kleineren sind grün. Das eigenartige margariten- oder
rosettenförmige Randmotiv mit den dünnen, gekrümmten, in kleinen Kreisen
endigenden Stielen ist italienischen Ursprungs. Es findet sich zum Beispiel