Vorau f Collegium Canonicorum regularium Lateranensium Ordinis S. P.
Augustini Voravii (Canonia Voraviensis) - war von Ottokar V., Markgrafen
der Steiermark, im Jahre 1 163 auf seinem in der alten Thomaspfarre zu Vorau
gelegenen Gute gegründet worden, der Sage nach als ein Dankopfer für die
langersehnte Gewährung seiner Bitte um einen Erben, der ihm endlich auch
von seiner Gattin Kunigunde von Vohburg am IQ. August 1163 geschenkt
worden war.
Wahrscheinlich wurde das neue Kloster von Seckau aus besiedelt, weil
der erste Propst Luitpold Dechant im Chorherrenstifte Seckau gewesen sein
soll. Durch viele Schenkungen hob sich sehr bald der Wohlstand des Stiftes,
das sich auch auf geistigem Gebiete hervorragend bemerkbar machte. So
wurde unter dem Propste Bernhard I., der im Jahre 1185 Nachfolger des
Propstes Luitpold geworden war, eine Kaiserchronik geschrieben, die nebst
altdeutschen Gedichten aus dem XI. und XII. Jahrhundert im Kodex XI der
Stiftsbibliothek enthalten ist.
Unter dem Propste Bernhard II. brannte leider am 2x. November 1237
das Stift samt der Kirche vollständig nieder, bei welchem Brande nicht nur
allein viele wertvolle Urkunden und Handschriften zugrunde gingen,
sondern auch der Propst selbst, der diese alle retten wollte, den Tod in den
Flammen fand. ,
Eine schwere Zeit hatte das Stift unter der Regierung und nach dem
Tode des Herzogs Friedrich des Streitbaren (1- 1246) durchzumachen. Die
umwohnenden Dynasten und edlen Herren benutzten diese gesetzlose Epoche,
dem wehrlosen Stifte ganz nach Raubritterart so viel als nur möglich zu
entreißen und nur der damals noch feste Glaube an die ewige Verdammnis
desjenigen, der sich an Gütern der Kirche vergreift, konnte einigermaßen
wieder Remedur schaffen.
Im Jahre 1257 wurde die nach dem Brande neuerbaute Kirche zu Ehren '
der heiligen Maria und des heiligen Thomas eingeweiht.
Besonders verdienstvoll um die Bibliothek erwies sich Propst Bern-
hard III. (126771282), der die Handschriftensammlung reichlich vermehrte,
auch sein Nachfolger Konrad II. war in derselben Weise für die Bibliothek
tätig. Diese Wertschätzung der Bücher hat sich durch alle Jahrhunderte,
unter allen Stürmen und Schicksalsschlägen im Stifte bis in unsere Tage
stets treu erhalten.
Im Jahre 1385 erlitt Vorau durch einen Brand abermals einen sehr
großen Schaden. Im Laufe der Zeit war durch den Eintritt ungünstiger
Verhältnisse die Zahl der Stiftsmitglieder derartig zusammengeschmolzen,
daß nach der Absetzung des wenig ökonomischen Propstes Nikolaus Zink
im Jahre 1432 sein Nachfolger Andreas von Prambeck, aus dem reichs-
fürstlichen Immediatstifte Berchtesgaden nach Vorau postuliert, Chorherren
aus verschiedenen Stiften zum Übertritt nach Vorau veranlassen mußte.
Papst Nikolaus V. gewährte dem Propste Andreas durch eine Bulle
vom 7. April I452 das Privilegium zum Gebrauche der Pontifikalien. Da