Formengebung gehal-
ten, welche wir als
österreichisches Roko-
ko bezeichnen dürfen.
Aber wie Vorahnun-
gen des Rokoko sich
schon in der Zeit
Karls VI., ausgespro-
chene Barockmotive
noch in der ersten
Zeit der Regierung
Maria Theresias fin-
den, so zeigen sich
schon in den letzten
15]ahren ihresLebens
und Wirkens bereits
deutlich nachweisbar
Anfänge eines wieder-
beginnenden Klassi-
zismus, der die Grund-
tendenzen des Roko-
ko allmählich völlig
auihebt. Dies fällt mit
dem Hervortreten Jo-
sefs, mit seiner Mit-
regentschaft (1765 bis
1780) und sodann mit
seiner Alleinregierung
(1780-1790) zusam-
men, wobei zunächst
nicht untersucht wer-
den soll, wie groß
der persönliche Anteil des Kaisers an dieser Stilumwälzung ist, die
damals mindestens ebenso revolutionär wirkte wie die Stilkämpfe unserer
neuesten Zeit. Klassizistische Vorbereitungen gehen auch bei uns weit
zurück in die Zeit des kaum erst zur Entfaltung gelangten Rokoko. Und
gerade Wien mit seiner damals im ganzen Deutschen Reiche hochberühmten
Akademie nimmt hier eine besondere Stellung ein. Auch da zeigt sich,
wie so oft in der geistigen Entwicklung, daß mit dem Aufkommen einer
bestimmten, kraftvoll und einseitig auftretenden Bewegung, oft aus der-
selben Quelle stammend, jene gegensätzlichen Strömungen entstehen, die
dann zur Überwindung eben dieser Bewegung führen. Indem man den Schlag-
Worten oder Tendenzen, welche einer bestimmten Kulturform innewohnen,
einen andern Sinn, eine von andern Gefühlen getragene Deutung gibt,
Wandbrunnen im Savoyenschen Damensüf: von F. X. Messerschmidt, um l 780