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größten Raum in seinem unermüdlich
tätigen Leben ein. Er setzt die Tra-
dition Prinz Eugens fort, der Wien
zum Zentrum der geistigen und künstle-
rischen Arbeit in Deutschland machen
wollte. Durch und durch Zentralist und
der Vertreter des gesunden aufgeklärten
Absolutismus, stets von Künstlern und
Gelehrten umgeben, ein großer Bau-
herr, verständnisvoller Schätzer der an-
gewandten Kunst, mit der Oberleitung
aller künstlerischen Angelegenheiten
des Hofes betraut, geht sein Streben
dahin, die österreichische Kunst auf
neue Grundlagen zu stellen, sie mit
technischer und geistiger Kraft zu er-
füllen, in fortwährender Entwicklung zu
erhalten. Hauptmitarbeiter am österrei-
chischen Rokoko, wie wir es in Schön-
brunn und Hetzendorf sehen, auf allen
Gebieten des Kunsthandwerks, bei der
Raumgestaltung, am Möbel, in den
metallischen Künsten, beim Porzellan,
in der Bijouterie, vollzieht sich in ihm
mit am frühesten, aus dem Bedürfnisse
seines immer regen Geistes heraus,
aus seinem Bildungsbestreben und aus
der klaren Erkenntnis, daß der Kunst
Pallas Athene von johann ChristianWilhelmBeyer Helle Wege eföffflet werden müssen,
im Parke des kaiserlichen Lustschlosses Schön- der Übergang vom Rokoko Zul-n Klassi_
bnmn zismus. Er hatte, wie wir sahen, seine
schützende Hand über die von Jakob Schmutzer gegründete Kupferstecher-
akademie gehalten und Sonnenfels an ihr zum Sekretär und Lehrer der
Geschichte und Ästhetik bestellt. Die Anregung eines Ehrenmitgliedes der
Kupferstecherschule, des gelehrten kunstsinnigen Kanonikus Marcy, zur
Vereinigung sämtlicher Wiener Kunstschulen zu einer großen führenden
Kunstschule veranlaßt Kaunitz, der diesen Plan sofort mit Eifer aufgreift,
der Kaiserin im Jahre 1770 seine Ansichten zu entwickeln, die auf eine
Reform des Geschmackes und gründliche Bildung der Künstler abzielen. Er
beklagt den Mangel an Originalität und erblickt dessen Ursache in der
unzureichenden Schulung der Künstler. Er verlangt Anleitung zur philo-
sophischen Kenntnis der schönen Natur und Studium der Antiken. Er
wünscht die Errichtung einer Akademie, welche neben dem praktischen
Kunstunterrichte den theoretischen Teil der Kunst in vollem Umfange