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verschafft. Er bringt sie künstlerisch in enge Beziehungen zur Akademie, und
wenn auch Füger eine unmittelbare Einflußnahme ablehnt, so gehen doch
zahlreiche künstlerische Kräfte, die der Manufaktur dann dienstbar werden,
aus der Schule Fügers und seiner Genossen hervor, und sein Klassizismus
ist es, der die ganze künstlerische Richtung und Formengebung des Wiener
Porzellans direkt und indirekt beeinüußt. Zu den Künstlern Niedermayer
und Schindler, welche Sorgenthal übernimmt, treten unter ihm Weichsl-
baum, Schaller, der Bildhauer
Grassi, ein Schüler Beyers, der
Blumenmaler Drechsler, der
Dessinmaler Hirsch und der
Chemiker Josef Leitner. Sehen
wir 1770 noch Rokokoformen,
welche auf kobaltblauem Grun-
h _, ., und bunte tigürliche Szenen
IIJVJIY l i, im späten Stile Maria There-
"im w, k 5 sias zeigen, so ist 1780 der
Klassizismus in Form und
Bemalung an Geschirr, Dejeu-
ners, Kühlgefäßen, Vasen,
Dosen und anderem bereits
völlig durchgedrungen. In der
Plastik wird die Biskuitmasse
vorherrschend. Hatte schon
Niedermayer in seinen Grup-
pen wie „I-Ierkules und An-
täus" Aktstudien geboten, so
tritt mit den Arbeiten von
Grassi, wie in seinem „Paris-
Urteilu und anderem, der
_ _ stilvolle Klassizismus auf, den
Vase, Entwurf von johann Hagenauer (Bibliothek der k. k. Aka- . . ,_
demie a" bildenden Künste in Wien) Wlf allCh In PQTtTÄtÜgUTCU
und Büsten wie in dem nach
Fügers Entwurf 178g geschaffenen Bildnisse des Kaisers Josef erkennen.
Die klassizistische Historienmalerei, welcher vor allem Füger mit allen
seinen Kräften zustrebt, gehört der Franziszeischen Epoche an. In der
Josetinischen Zeit aber erhält die Porträtmalerei bereits hohen Aufschwung,
indem die dem Klassizismus eigentümliche humane Vertiefung der Zeitkultur,
der Bildung und des Denkens die menschliche Persönlichkeit in durchaus
moderner Weise geistig und künstlerisch zu erfassen sucht. Die Wiener
Schule erobert sich in diesem Streben der Epoche eine achtungswerte Stellung
und wieder aufs Neue zeigt sich auch die Assimilationskraft, welche im
österreichischen Boden ruht. Neben den heimischen Talenten sind es in
H
de Goldnetz und Golddekor-