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Volltext: Monatszeitschrift XV (1912 / Heft 10)

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verschafft. Er bringt sie künstlerisch in enge Beziehungen zur Akademie, und 
wenn auch Füger eine unmittelbare Einflußnahme ablehnt, so gehen doch 
zahlreiche künstlerische Kräfte, die der Manufaktur dann dienstbar werden, 
aus der Schule Fügers und seiner Genossen hervor, und sein Klassizismus 
ist es, der die ganze künstlerische Richtung und Formengebung des Wiener 
Porzellans direkt und indirekt beeinüußt. Zu den Künstlern Niedermayer 
und Schindler, welche Sorgenthal übernimmt, treten unter ihm Weichsl- 
baum, Schaller, der Bildhauer 
Grassi, ein Schüler Beyers, der 
Blumenmaler Drechsler, der 
Dessinmaler Hirsch und der 
Chemiker Josef Leitner. Sehen 
wir 1770 noch Rokokoformen, 
welche auf kobaltblauem Grun- 
h _, ., und bunte tigürliche Szenen 
IIJVJIY l i, im späten Stile Maria There- 
"im w, k 5 sias zeigen, so ist 1780 der 
Klassizismus in Form und 
Bemalung an Geschirr, Dejeu- 
ners, Kühlgefäßen, Vasen, 
Dosen und anderem bereits 
völlig durchgedrungen. In der 
Plastik wird die Biskuitmasse 
vorherrschend. Hatte schon 
Niedermayer in seinen Grup- 
pen wie „I-Ierkules und An- 
täus" Aktstudien geboten, so 
tritt mit den Arbeiten von 
Grassi, wie in seinem „Paris- 
Urteilu und anderem, der 
_ _ stilvolle Klassizismus auf, den 
Vase, Entwurf von johann Hagenauer (Bibliothek der k. k. Aka- . . ,_ 
demie a" bildenden Künste in Wien) Wlf allCh In PQTtTÄtÜgUTCU 
und Büsten wie in dem nach 
Fügers Entwurf 178g geschaffenen Bildnisse des Kaisers Josef erkennen. 
Die klassizistische Historienmalerei, welcher vor allem Füger mit allen 
seinen Kräften zustrebt, gehört der Franziszeischen Epoche an. In der 
Josetinischen Zeit aber erhält die Porträtmalerei bereits hohen Aufschwung, 
indem die dem Klassizismus eigentümliche humane Vertiefung der Zeitkultur, 
der Bildung und des Denkens die menschliche Persönlichkeit in durchaus 
moderner Weise geistig und künstlerisch zu erfassen sucht. Die Wiener 
Schule erobert sich in diesem Streben der Epoche eine achtungswerte Stellung 
und wieder aufs Neue zeigt sich auch die Assimilationskraft, welche im 
österreichischen Boden ruht. Neben den heimischen Talenten sind es in 
H 
 
de Goldnetz und Golddekor-
	        
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