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POIIQZELLAN-
REIIER UND
so VON
"QLPPAU so-
A"(, N dem von Josef Folnesics und mir heraus-
gegebenen Werk über die Geschichte der Wiener
Porzellanmanufaktur konnte im Nachtrag (An-
merkung 7) von der Erwerbung eines Frühstück-
services durch das Österreichische Museum
H , Mitteilung gemacht werden, welches aus Meißner
und Wiener Porzellanen besteht, die mit Schwarz-
lotmalerei dekoriert sind. Es sind Landschaften
mit Figuren und architektonischer Staffage,
zumeist Ruinen, Gebäudegruppen und Kirchen,
wahrscheinlich nach italienischen Kupferstichen. Zwei der Porzellane dieses
Services tragen die Signatur „C. W. Anreiter", und es geht aus der Tatsache,
daß auch Meißner Porzellane verwendet worden sind, hervor, daß Anreiter
wie so manche seiner Kollegen zu den Wiener Fabriksmalern gehört, die sich
mit Haus- oder Winkelmalerei beschäftigten. Einen neuerlichen Beweis
hierfür gibt eine vom Troppauer Museum erworbene chinesische Teekanne
mit Henkel, Ausgußrohr und Deckel (Höhe 13 Zentimeter), die auf der
Leibung mit zwei und dem Deckel mit einer Landschaft in Schwarzlot-
malerei dekoriert ist, welche von einer goldgehöhten Bandelwerkkartusche
jeweilig eingerahmt ist. Ein Vergleich mit dem signierten Service im
Österreichischen Museum beweist zur Evidenz, sowohl was die Darstellung
als die Technik betrifft, daß diese chinesische Teekanne gleichfalls von
Anreiter bemalt worden ist. Es ist dieselbe Art der Baumzeichnung, ferner
erscheinen die Gebäude und Sträucher, Boden und Wolken in überein-
stimmender Weise durch spitze Strichlung und kreuzweise Schrafiierung
angelegt. Ich bilde hier die Troppauer Kanne und die Teekanne des Wiener
Services ab.
Seit dem Erscheinen des oben genannten Buches über die Wiener
Porzellanfabrik konnte ich übrigens noch zwei andere signierte Arbeiten des
Karl Wendelin Anreiter nachweisen. Nach Lorenzini: „La manifattura delle
Porcellane di Doccia, Firenze 1861" soll im Jahre 1737 der Marchese Carlo
Ginori seine Porzellanfabrik zu Doccia mit Hilfe eines Karl Wandhelin von
der Wiener Fabrik begründet haben. Außerdem soll sich ein Maler Anreiter
von Zirnfeld, der gleichfalls der Wiener Manufaktur angehörte, dort befunden
haben. In dem eben erwähnten Werke (Seite x1)habeich nun die Vermutung
ausgesprochen, daß dieser Karl Wandhelin offenbar mit dem Porzellanmaler
Karl Wendelin Anreiter identisch sein müsse und daß die italienische Quelle
den ihnen fremden Vornamen Wendelin als Geschlechtsnamen mißverstanden